gung, Andacht
und Hoffnung, drueck ich nicht aus, das Schicksal meines Lebens haengt
sehr an dem Augenblick[195]."
Die nach Schoepfungskraft verlangenden Kunstgedichte dieser Zeit druecken
dieselbe Sehnsucht im besondren Fall aus, die im Faust ins allgemeine
gezogen ist; im einzelnen haben wir eine innere Uebereinstimmung gefunden
mit der wohl erst 1775 niedergeschriebenen kleinen Abhandlung: Nach
Falkonet und ueber Falkonet. Endlich weist uns die Weltanschauung, wie
sie der Dichter in dem Verhaeltnis des Erdgeistes zum Weltgeist und im
Wesen des ersteren selbst geoffenbart hat, auf eine Zeit reiferer, nach
und nach im Lebensgange gewonnener Erkenntnis hin. Es ist der Gedanke,
dass das unbedingte Streben des Menschen innerhalb des Lebens auf dieser
Erde in zielbewusster Thaetigkeit das Hoechste zu leisten versuche und
nicht etwa in thoerichtem Ansturm gegen die Schranken menschlicher
Bedingtheit seine Kraefte unnuetz verbrauche, womit sich denn fuer das
Gedicht eine unendliche Perspektive eroeffnete.
Ferner ist wohl nicht an der Thatsache zu zweifeln, dass Goethe das
Zeichen des Makrokosmus Herdersche Gedanken der aeltesten Urkunde an die
Hand gaben und es ihm ermoeglichten, alchemistische Anschauungen seinem
Denken gemaess darzustellen. Das Buch Herders, fuer das Goethe wie Merck
die groesste Teilnahme zeigten, ist Ostern 1774 erschienen[196]. An eine
spaetere Einschiebung der Verse 86-93 = 439-446 darf natuerlich nicht mit
Scherer bei dem gerade hier ganz eigentuemlichen Zusammenhang in den
Versen 77-93 = 430-446 gedacht werden. Von einem Sichwiederholen in der
schoenen Gedankenfolge ist ebenfalls keine Rede[197]. Scherer ist
uebrigens nur zu dieser Annahme gekommen, weil er eine spaetre Mitteilung
Goethes zu stark gepresst hat. Er schreibt am 11. Mai 1820 an Zelter ueber
Satyros: "Er faellt mir ein, da er eben ganz gleichzeitig mit diesem
Prometheus in der Erinnerung vor mir aufersteht, wie du gleich fuehlen
wirst, sobald du ihn mit Intention betrachtest. Ich enthalte mich aller
Vergleichung; nur bemerke, dass auch ein wichtiger Teil des Faust in
diese Zeit faellt". Dass zu diesem wichtigen Teil des Faust vor allem die
erste Hauptmasse zu rechnen sei, hat man mit Recht angenommen.
Prometheus ist nun allerdings im Jahre 1773 gedichtet, aber Satyros
gehoert in seiner endgueltigen Fassung, wie er in Goethes Werken steht,
sicher erst in den Sommer 1774. Denn der Satyros oder der vergoetterte
Waldteufel, diese Satire
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