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sieht der des Einfachen und Natuerlichen entwoehnte Blick die andere Handhabe, die "einfaeltig, stark, unzerbrechlich, wahre Handhabe" ist. Schnitzel dagegen sind Abfaelle, das, was beim Schneiden oder Schnitzeln als unbrauchbar weggeworfen wird; sie sind wertlos wie die duerren Blaetter des Baumes, unlebendig[290]. Solche Abfaelle werden aber gerade von jenen Nachlesern zusammengesucht. Es ist dasselbe kuemmerliche Interesse, wie es nachher am Historiker verspottet wird, ueberall den Schutt und das Geruempel zu sammeln. Das Zeitwort schnitzeln gebraucht Herder sonst fuer eine kleinliche, geistlose und kuenstliche Beschaeftigung. So schreibt er in den Fragmenten: Die lateinische Litteratur erstickte den Geist und schnitzelte den Geschmack an Spekulationen und Unsinn--[291]. Am Spane schnitzeln gebraucht er in der Bedeutung von kleinlichen Herumtadeln und -bessern in Zusammenhang mit am Farbenkluempchen klauben[292]. Das Substantivum Schnitzel gebraucht dagegen Goethe sonst oft; ebenso Merck. An ihn schreibt er ueber Lenz: "Er hat Sublimiora gefertigt; kleine Schnitzel, die Du auch haben sollst"[293]. (Man beachte den Gegensatz zwischen Sublimiora und Schnitzel!); ein andermal: "so schnitzelweis geniesst kein Mensch was"[294]. Wieland an Merck am Allerheiligentag 1779:[295] Rezensionsschnitzel; dafuer auch Schnitzen; einmal: Die neuerlich uebersandten Schnitzen, wie du es nennst[296], (also als ein Merckischer Ausdruck!) Der Ausdruck "Kraeuseln" findet sich beim jungen Goethe oefters, in gebundener Rede immer im Reim auf "saeuseln"; so schon in der Laune des Verliebten: "indem er sich mit dir im Reihen kraeuselt,"[297] also hier gleich sich kunstvoll drehen. Dann im Faust ausser an unserer Stelle noch V. 558 = 2706. Den Sand--kraeuseln = im Sand kuenstliche Figuren hervorbringen; am 26. Dezember 1774 schreibt er an Schlosser: "Denn der Wirbel kraeuselt mir schon bei fruehem Morgen das Koepfchen;"[298] in Caesars Charakteristik bei Lavater spricht er von dessen gekraeuselter, unbestimmter und fatal zurueckgehender Stirne[299]. Bekannt ist endlich die Stelle in Claudine von Villa Bella: "Das ist doch einmal ein gescheuter Einfall von ihnen; etwas unglaubliches, dass sie wieder zur Natur kehren; denn sonst pflegen sie immer das Gekaemmte zu frisieren; das Frisierte zu kraeuseln; und das Gekraeuselte am Ende zu verwirren, und bilden sich Wunderstreiche darauf ein"[300]. Also auch hier: im Gegensatz zur Natur etwas Kuenstliches
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