rache, Metrik verschieden sind; d.h. also, dass mit der
Verschiedenheit des Gehalts auch die der Form verbunden ist. Zu dem
burlesken Inhalt gehoert auch die derbere, volksmaessige Sprache; diese
kleidet sich dann von selbst in das Gewand des fuer sie geeigneten, hier
des kurzen, gedrungenen vierhebigen Verses. Dunkel scheint sie nur, wo
man sie nicht versteht:[410] fuer Sentenzen war natuerlich kein Raum[411].
Wie wenig mit derartigen sprachlichen und metrischen Kriterien ohne
Zuziehung des gesamten sprachlichen und metrischen Materials zu machen
ist, zeigt sich bei Pniowers Untersuchung, wenn er z.B. das Fehlen des
pronomen personale beim Zeitwort als Zeitmesser annimmt, der eine
fruehere Stufe Goethischer Sprache anzeige; aber diese Auslassung findet
sich im aelteren Goetz (1771) gerade seltener wie in dem von 1773[412].
Der vierhebige Vers ist schliesslich ebenso wenig ausschlaggebend; er
kommt z.B. wie Pniower selbst angibt, in den 76 ersten Versen des
Monologs vor, die offenbar ins Jahr 1774 gehoeren; ebenso in der ersten
Scene der Gretchentragoedie, im Monolog Valentins, auch noch meist in der
Brunnenscene, ueber deren Entstehungszeit wir noch naeheres ermitteln
werden; auch Pater Brey wird angefuehrt, der ja aber auch in die Jahre
1773/74 gehoert und nicht so frueh zu setzen ist, wie es Pniower
thut[413]. Der Brief an Merck, den die Weimarische Ausgabe in den Dez.
1771 setzt, gehoert natuerlich nicht in diese Zeit[414].
Es bleibt die wichtigste Frage: Ist es moeglich, dass der Dichter zwei an
Inhalt so grundverschiedene Teile gleichzeitig gedichtet habe? Darauf
ist nur zu sagen, was schon wiederholt betont worden ist, dass der
Dichter die derben Scherze des ersten Teiles nicht aus blosser Freude
daran vorbringe, sondern eine bestimmte satirische Absicht habe und auf
thatsaechlich vorhandene und bekannte Missstaende im Professorentum ziele,
der Ton also auch hier professoral sei[415]. Sein eigenes Herz ist nicht
bei den Spaessen des Professors, sondern bei dem Studenten, der sie mit
Entsetzen und Widerwillen vernimmt und immer wieder von dem zu hoeren
verlangt, was ihm das Hoechste ist, des Geists Erweitrung. Man koennte
noch einwenden, ob sich nicht der Dichter auf einer spaeteren
Entwicklungsstufe vor derartigen derben Scherzen gescheut haette. Aber
das wissen wir ja vom jungen Goethe, dass er seinem Uebermut zu jeder Zeit
die Zuegel schiessen liess, diese Possen aber gerade seit 1773 erst recht
in dem kleine
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