dem dem Menschen allein auch hoechstes Glueck und schliessliche Erloesung
beschieden sind. Damit ist uns zugleich ein Ausblick eroeffnet auf die
urspruengliche Art der Verbindung zwischen Teufel und Erdgeist. Dass sie
in Verbindung standen, ist bekannt, geht aus der Dichtung selbst hervor.
So wie spaeter Gott und Teufel einander gegenueber stehen und mit einander
zusammenhaengen, so anfangs Erdgeist und Teufel. Der erstere war von dem
Dichter als Geist des Lebens der Erde in jedem Sinne, auch im hoechsten
des thaetigen Lebens gedacht. Faust hatte aber den ganzen ungeheuren
Umfang seines Wesens noch nicht zu fassen vermocht. Mephistopheles ist
nun auch ein Geist des Lebens, also auch im Erdgeist mit einbegriffen,
wie Gutes und Boeses, Tod und Leben, Zerstoeren und Erschaffen in seinem
Wesen sind, wie ja auch der Teufel in der Schoepfung Gottes enthalten
ist. Das Leben aber, zu dem der Teufel verfuehrt, gruendet sich allein auf
das Ausleben des Schlechten und Gemeinen, das in jedem Menschen wohnt,
auf diesem Weg sucht er ihn zu verderben; er ist darum natuerlich der
Feind jeder Erhebung, jedes Aufschwungs und jeder Begeisterung und hat
gerade seine Freude, dem gestuerzten Titanen seine ganze Schwaeche und
Ohnmacht zu zeigen, jede Erhebung zu verkuemmern und das Schlechte im
Menschen zu staerken. Der kalte, gefuehllose Verstand ist ihm gegeben,
dessen Hauch das warme Gefuehl im Herzen erstarren macht;[425] er ist
also mit andren Worten der Widersacher, der im Innern des Menschen
wohnt, sein Gefuehl erstickt, dem Trieb der Erhebung entgegenwirkt, indem
er hoehnend auf das Unmoegliche weist, und ihn endlich dahin bringt, sich
trotzig beim Gemeinen, Niedrigen, Schlechten zu beruhigen, es allein in
sich zu naehren. Alles das glaubt der Teufel eben am besten im Strudel
des Lebens erreichen zu koennen. Innerhalb des Wirklichen herrscht der
Teufel, im Reich der Idee hat er keine Macht. Bei Faust war fuer ihn der
Augenblick gekommen, da er vom Erdgeist verschmaeht war, an seiner Kraft,
der Gottheit sich zu naehern verzweifelte, sein Geist, der nur noch die
Ohnmacht und Schwaeche des menschlichen Geistes empfand, dem teuflischen
glich und so ihn von selbst anzog. Den Versuch, Erdgeist und Teufel in
dieser Weise mit einander in Verbindung zu bringen,[426] hat der Dichter
bekanntlich spaeter--aber erst zur Zeit der dritten Beschaeftigung mit
Faust--aufgegeben, offenbar weil sich keine allgemein fassliche Form
dafuer bot, und er ist mit
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