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nd Affen nennt sie Faust, so wie sie im Jahrmarktsfest der Zigeunerhauptmann, unter dessen Maske bekanntlich Herder verborgen ist, Kinder und Fratzen, Affen und Katzen, schilt[244]. In dem zweiten Teile der Scene schlaegt Wagner ein neues Thema an. Auch hier zeigt sich sein Gegensatz zu Faust aufs schaerfste. Er beginnt von seinem Streben zu reden, das aber nur wissenschaftlich ist. Auch er faengt gleich Faust im ersten Monolog mit einem Seufzer an. Hat Faust alle Wissensgebiete durchforscht und ist unbefriedigt, des Lebens ueberdruessig zurueckgekommen, so scheint Wagner das Leben zu kurz im Verhaeltnis zur Wissenschaft. Nach ihren Quellen sehnt er sich, wie Faust nach dem Quell des Lebens; bang fragt sich jener, wie er zu ihnen gelange. Wir sehen also, wie der Dichter die beiden Strebenden scharf und deutlich kontrastiert hat. Gegen solche kuemmerliche Anschauung erhebt sich Faust wieder: das Pergament sollte die heilige Quelle sein, daraus dauernde Befriedigung zu schoepfen waere? Auch Erquickung ist nicht draussen zu suchen, nicht etwa in Buechern zu finden; wiederum verweist er ihn auf sein eigenes Gefuehl; nur aus eigener Seele vermag sie zu quillen. In diesem Sinne schreibt der Dichter an Merck: Nicht in Rom, in Magna Graecia, Dir im Herzen ist die Wonne da![245] Allein Wagner kennt gar nicht diesen Drang nach Befriedigung und Erquickung. Ihm genuegt es schon, worin sich der Duenkel des Gelehrten herrlich offenbart, sich, wie er es stolz nennt und es seit Montesquieu Mode geworden war, in den Geist der Zeiten zu versetzen, das Wissen vergangener Zeiten kennen zu lernen und dann im Hochgefuehle des gewonnenen Fortschritts auf sie von der Hoehe der eigenen erleuchteten Zeit herabzublicken[246]. Beides fordert Fausts Spott heraus. Indem er an seine duenkelhafte Ueberhebung anknuepft, weist er ihn auf das Unzugaengliche seines Strebens hin. Die Zeiten der Vergangenheit sind uns ein verschlossenes Buch. Was da die Forscher den Geist der Zeiten heissen, ist im Grunde nur der Herren eigener Geist; jenachdem er ist, spiegelt sich die Geschichte ab. Was kommt aber dabei zum Vorschein? Man hat nur Sinn fuer den Kehricht und das Geruempel einer Zeit, um darin zu wuehlen und Nachlese zu halten; wenns hoch kommt, ergibt sich die Darstellung eines aeusserlich glaenzenden Ereignisses mit der Zugabe von trefflichen pragmatischen Maximen, wie sie ins Puppenspiel gehoeren. Mit dieser spoettischen Polemik betrete
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