7] daselbst in seiner Beurteilung von Schloezers
Vorstellung seiner Universalhistorie[238]: "Vorstellung, und gewiss viel
Theatralisches und Mimisches geht das ganze Buechlein durch. Die ersten
Kapitel: 'Begriff der allgemeinen Weltgeschichte! Zusammenhang der
Begebenheiten! Synchronistische Anordnung,' und im ganzen Verfolg alle
Stellen, die es nur einigermassen werden konnten, sind blosse Deklamation
geworden, und in so lautem, gestikulierendem Ton, dass man sich wundern
sollte, wie das 'der Grundriss zu einem akademischen Kollegio, und
Grundriss zur strengsten Wissenschaft, der Historie' sein solle.
"Wir bitten sie, dass sie ihn nirgends zu stark anfassen moegen; er ist
ein schoenes Krausgewinde aus so mancherlei neuern Schriften aufgewunden,
und daher auch so perlend, aber auch so unsicher und schwach, als
dergleichen Aufgewinde aus einer andern fremden Textur, wo es eigentlich
seinen Sitz hatte, zu sein pflegt.--Ist die franzoesische Deklamation
nach diesem Schnitte eine nuetzliche Neuigkeit? Gewinnen oder verlieren
unsere Lehrstuehle, wenn sie statt Vorlesungen, Reden, und statt
Lehrbuecher zierliche Feuerwerke von Luftschwaermern bekommen?"
u.s.w.[239] Herder scheint zu reden, wenn es S. 343. 19 ff. heisst:
"allein, ueberall herrscht nichts als ein schwueler Deklamationshimmel,
der das Leere der Thomasischen[240] Schoepfung bedenkt. Statt einzelner
psychologischer Schritte, und langsamer Schlaege des psychologischen
Ahndungsstabes, das krauseste Labyrinth eines franzoesischen Ballets."
Wie der Meister, so auch der Schueler. In der unbezweifelt Goethischen
Beurteilung von Sulzers schoenen Kuensten lesen wir: "Wir erstaunen, wie
Herr S., wenn er auch nicht drueber nachgedacht haette, in der Ausfuehrung
die grosse Unbequemlichkeit nicht fuehlen musste, dass, so lange man in
generalioribus sich aufhaelt, man nichts sagt, und hoechstens durch
Deklamation den Mangel des Stoffes vor Unerfahrenen verbergen
kann"[241]. Vielleicht, spricht auch S. 552 Goethe: "Das ganze Werk
schwimmt in Deklamation." Mit deutlicher Beziehung auf die Predigtart
erklaert dann wieder Herder in den Provinzialblaettern von 1774: "Akteurs
sollen Prediger und koennen _nie_ sein."[242]
Herderscher Geist ist es also, der sich hier im Kampf gegen alles leere
Wortgepraenge und jede kuenstliche Vortragsweise mit dem gleichgestimmten
des jungen Goethe verbindet.[243] Selbst die Bezeichnung der urteillos
bewundernden Menge ist in Herders Ton. Kinder u
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