icht seinen Nachbarn,
nicht sich selbst zerstoerte. Und so taumle ich beaengstet! Himmel und die
Erde und all die webenden Kraefte um mich her! Ich sehe nichts als ein
ewig verschlingendes, ewig wiederkaeuendes Ungeheuer![113]"
Aus fruehesten Anregungen ist demnach diese Betrachtung der Natur auf ein
in ihr waltendes zerstoerendes und schaffendes Princip herausgewachsen
und die gluecklich gewonnene Anschauung ist dann auch zur naeheren
Bestimmung des Wesens des Erdgeistes benutzt worden; uebrigens begegnete
sich Goethe auch hier wieder mit alchemistischen Vorstellungen. Nach
Agrippa[114] herrscht auf der Erde das Gesetz des Entstehens und
Vergehens, (lex generationis et corruptionis[115]), so dass also von
dieser Seite aus des Dichters Auffassung vom Erdgeiste nicht
beziehungslos war. Noch spaeter aber beim Rueckblick auf die Frankfurter
Zeit hebt er als besonders kennzeichnend hervor, den ersten Drang, das
ungeheuere Geheimnis, das sich in stetigem Erschaffen und Zerstoeren an
den Tag legt, zu erkennen[116].
Der Erdgeist ist nun nicht bloss ein Geist der irdischen Lebenskraft, die
hervorbringt und zerstoert, die Woge des Daseins steigen und sinken laesst,
er wallt nicht nur in den Fluten des Lebens auf und ab, sondern ist auch
der Geist der That im Leben, des thaetigen, mit Bewusstsein wirkenden
Lebens. Die Natur hat den Menschen nicht allein zum Genuss des Lebens, zu
Leid und Freud, Glueck und Weh geschaffen, sondern auch zur Thaetigkeit
und Wirksamkeit. "Er haette mir nur sagen sollen, dass es im Leben bloss
auf das Thun ankomme, das Geniessen und Leiden findet sich von selbst",
bemerkt Goethe spaeter in der Geschichte seines Lebens[117]. Waehrend
"alle die andern Armen Geschlechter der kinderreichen lebendigen Erde
Wandeln und weiden In dunkelm Genuss Und trueben Schmerzen des
augenblicklichen Beschraenkten Lebens, Gebeugt vom Joche der
Notdurft[119]", galt es fuer ihn zum Thun zu kommen. Diese Erkenntnis
ward dem jungen Goethe immer klarer und lebendiger. Denn fuer ihn wie fuer
seinen Helden Faust war es eine Lebensfrage, sich im Leben durchzuringen
zu den Sphaeren hoechster Thaetigkeit. Hamanns herrliche, aber schwer zu
befolgende Maxime konnte ihm dabei den Weg weisen: "Alles, was der
Mensch zu leisten unternimmt, es werde nun durch That oder Wort oder
sonst hervorgebracht, muss aus saemtlichen vereinigten Kraeften
entspringen; alles Vereinzelte ist verwerflich[120]." Denn er hatte es
zwar nicht noetig, sich v
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