Dazwischen wogt es im Innern des
Dichters auf und ab, bis er endlich wie Lucifer und Prometheus im
Hochgefuehl der inneren Schoepfungskraft von Gott undankbar abfaellt und in
sich selbst den hoeheren Ursprung zu finden glaubt, um aber bald wieder
die trotzige Erhebung gegen die Gottheit aufzugeben und sich wieder
seinem Ursprung zuzuwenden[151].
Dieser Grundzug seines Lebens tritt uns in der Dichtung des jungen
Goethe mannigfach entgegen. In Wanderers Sturmlied[152], das in der Zeit
nach dem Wetzlarer Aufenthalt gedichtet ist, zuerst und besonders
bemerkenswert, weil wir hier hinein blicken koennen in den inneren Kampf
des Dichterherzens zwischen dem Trieb der Erhebung und dem Gefuehl seiner
Schwaeche. Klagend empfindet er den Mangel innerer Waerme; er muss sein
Herz anfeuern, der Gottheit (Phoebus Apollo als Weltgenius) entgegen zu
gluehen, damit nicht ihr Blick unbeachtend an ihr voruebergleite. Es liegt
darin also zugleich der Gedanke, dass die Erhebung fuer den Menschen noetig
sei, wenn er Gottes Mitwirkung erhalten solle[153]. In dem Fragment
Mahomet[154] von 1773 sucht der Held des Stueckes den einen Gott, dem er
ungeteilt sein ganzes Gefuehl weihen koenne, in dem alles enthalten sei.
Sein liebendes Herz hebt sich dem Erschaffenden, und siehe, der Herr,
sein Gott, naht sich, freundlich zu ihm. In Mahomets Gesang[155] endlich
preist der Dichter in erhabenem Schwung den Menschen, der sich durch
nichts abhalten laesst, seinem Ursprung unaufhaltsam zuzueilen, der auf
seinem Siegeslaufe auch noch andere, deren gleichem Verlangen ihre Kraft
nicht entspricht, mit sich fortreisst und dem erwartenden Erzeuger
freudebrausend an das Herz traegt. Im Ganymed[156] (1773) ist es mehr die
sehnsuechtige Liebe des Unendlichen, wie sie auch die schoene Seele in
ihren Bekenntnissen zu ihrem Heilande fuehlt, als kraeftiges Hinstreben;
aber auch sie findet ihr Erhoeren; auch der Sehnende wird emporgetragen
zu dem Busen des allliebenden Vaters. Allein mit dem Verlangen nach
Erhebung verbindet sich leicht der vermessene Glaube, Gott gleich zu
werden, gleich ihm zu schaffen, gleich ihm die Wonne des Geschaffenen zu
fuehlen. Du wirst sein, fluestert die Stimme des Versuchers im Inneren,
wie Gott. Der Kampf zwischen dem unendlichen Streben und dem Gefuehl der
Einschraenkung steigert sich, bis eine Art feindseliger Ruhe im Kampfe
eintritt. Der Mensch zieht sich in stolzer Kraft ganz auf sich zurueck
und verschmaeht trotzig alle goettliche H
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