ilfe. Allein diese Aufwallung
legt sich bald; er beginnt sich zu resignieren, um den inneren Frieden
wieder zu gewinnen. "Denn auch der einzelne", so bemerkt er spaeter in
seiner Lebensgeschichte, "vermag seine Verwandtschaft mit der Gottheit
nur dadurch zu bethaetigen, dass er sich unterwirft und anbetet"[157]. Die
spinozistische Gesinnung jedoch, die der junge Goethe in sich
aufgenommen hatte, war zu beidem angethan, einen ruecksichtslosen
Individualismus zu schaffen und dann wieder unter Anerkennung der
Schranken der Endlichkeit sich in Liebe zur Gottheit zu erheben[158].
Kehren wir zu Faust zurueck! Auch er hat das Streben, sich dem
Goettlichen, "den Geistern" gleich zu heben. Dazu sucht er sie zu
beschwoeren. Das erste, was er in dem Zauberbuche erblickt, ist das
wichtigste aller Zeichen, das des Makrokosmus. Der Geist des Makrokosmus
ist, wenn wir die Geisterterminologie, zu der den Dichter sein Stoff
noetigte, bei Seite lassen, die Gottheit des Weltenalls. Hier scheint nun
Faust Gelegenheit gegeben zu sein, sich ihr unmittelbar zu naehern. Macht
er, der sich ja als Ebenbild Gottes fuehlt, und da er das Goettliche in
dem Zeichen erkannt hat, den Versuch, es zu thun? In welchem Verhaeltnis
steht er zur Gottheit? Es ist weniger die sehnende Liebe, wie sie im
Ganymed ihren Ausdruck findet, es ist, wenn auch nur verhuellt,
angedeutet, der Drang nach schoepferischer Kraft, die er aus dem Urquell
alles Seins zu schoepfen begehrt; aber gleich seinem Dichter fuehlt Faust
bereits, dass ihm hier durch unmittelbare Annaeherung an das Goettliche
keine Befriedigung winkt. Daher gibt er, zunaechst sehnsuechtig klagend,
dann unwillig werdend, den Versuch auf. Faust vor dem Bilde des
Makrokosmus bietet uns also in kurzer Zusammenfassung den Gang einer
Entwicklung, die in seinem Dichter selbst vorgegangen war. Der erste
Monolog ist danach bereits auf einer Stufe gedichtet, da Goethe erkannt
hatte, sich unmittelbar dem Goettlichen zu naehern, sei ein vergebliches
Verlangen. Deshalb wendet sich sein Held unwillig gleich Prometheus von
ihm ab; er gibt es auf, mit dem Weltgeist selbst zu ringen[159].
Dem Geist des Irdischen wendet er sich zu; aus seinem Wesen schoepft er
sofort die Begeisterung, sich in das Leben zu wagen; mit anderen Worten,
wenn auch Faust noch nicht die deutliche Erkenntnis hat, grade auf
diesem Wege innerhalb der Grenzen der Menschheit zu seinem Ziele
gelangen zu koennen, so hat er doch das dunkle Gefuehl, der M
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