h trat. Ich erkannte ihre eigene graessliche Gestalt, war aber
standhaft genug, sie festzuhalten fuer einen zweiten Blick, und wusste nun
mit Gewissheit, sie war! Sie war, und hatte ein in dem Masse objectives
Wesen, dass sie jede menschliche Seele, in welcher sie Dasein erhielt,
gerade so wie die meinige afficieren muesste.------Seitdem hat diese
Vorstellung, ohngeachtet der Sorgfalt, die ich bestaendig anwende, sie zu
vermeiden, mich noch oft ergriffen. Ich habe Grund zu vermuten, dass ich
sie zu jeder Zeit willkuerlich in mir erregen koennte, und glaube, es
staende in meiner Macht, wenn ich sie einige Male hinter einander
wiederholte, mir in wenig Minuten dadurch das Leben zu nehmen[177]".
Es ist also einmal das Ungeheuere der Erscheinung, das Faust
niederdrueckt und ihm dabei das Gefuehl der eigenen Kleinheit gibt[178].
Damit aber verbindet sich, insofern dem Menschen enthuellt wird, was ihm
verborgen bleiben soll, das Schreckliche, Graessliche. Es ist ein uralter
Glaube, dass die Erkenntnis des dem Menschen Verbotenen ihn mit Abscheu,
Schrecken, Widerwillen erfuellt. Der erste Mensch, der gegen Gottes Gebot
von dem Baum der Erkenntnis gekostet, scheut sich vor seiner eigenen
Bloesse. Der Juengling von Sais bleibt von Entsetzen gepackt, da er den
Schleier der Gottheit gelueftet[179]. Darum warnt Goethe selbst in dem
Gedichte "Genius die Bueste der Natur enthuellend."
Bleibe das Geheimnis teuer!
Lass' den Augen nicht geluesten!
Sphynxnatur, ein Ungeheuer,
Schreckt sie dich mit hundert Bruesten.
Dazu der gute Rat, der auch Faust gilt:
Suche nicht verborgene Weihe!
Unterm Schleier lass das Starre!
Willst Du leben, guter Narre,
Sieh nur hinter dich ins Freie![180]
Dazu kommt endlich noch, dass fuer den Kuenstler Goethe des Ungeheuere
auch ein aesthetisches Unbehagen erzeugt. "Soll das Ungeheure"--meint er
spaeter--nicht erschrecken; so muss es eine unnatuerliche, scheinbar
unmoegliche Verbindung eingehen, es muss sich das Angenehme
zugesellen[181]. Aus diesen Gruenden also erscheint der Erdgeist, da ihn
Faust mit unnatuerlichen, verbotenen Mitteln Gestalt anzunehmen gezwungen
hat, um ungeduldig eine Erkenntnis vorweg zu nehmen, die ihm erst im
Lebensgange erwachsen sollte, in schrecklicher, widerlicher
Gestalt[182].
Sobald aber der Geist verschwunden ist und Faust nicht mehr unmittelbar
unter dem Banne des Schrecklichen steht, endlich gar sich sein Famulus
Wagner angekuendi
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