ie ein versiegter
Brunn, wie ein verlechter Eimer![82] Ihm ist das Gefuehl der harmonischen
Natur entschwunden, vor allem aber die ihm einst einwohnende
schoepferische Kraft. Anders der Dichter!
Ich fuehl, ich kenne Dich, Natur,
Und so muss ich Dich fassen.
schreibt er am Ende des Jahres 1774 an Merck; er schaut zurueck und
sieht, wie sich sein Sinn schon manches Jahr _erschliesse_.
Wie er, wo duerre Haide war,
Nun Freudenquell geniesset,
Da ahnd ich ganz Natur nach Dir,
Dich frei und lieb zu fuehlen--[83]
"Ideales Streben nach Einwirken und Einfuehlen in die ganze Natur",
bezeichnet in einem spaeteren Schema[84] Goethe den ersten Monolog. Mit
Recht. Faust sehnt sich wie sein Dichter nach unmittelbarer, lebendiger
Erfassung der Natur durch das Gefuehl, danach er schaffen und wirken
koenne gleich der Natur.
Das Zeichen des Makrokosmus kann ihm also keine Befriedigung
versprechen; die anfangs durch seinen Anblick hochgesteigerte Flut der
Empfindung hat mehr und mehr geebbet. Der fruehere Zustand kehrt wieder,
mit ihm der Unwille; in solcher Stimmung schlaegt er das Buch um und
erblickt das Zeichen des Erdgeistes.
Ueberblicken wir noch einmal den ganzen Monolog bis zu der nun
beginnenden Erdgeistscene (V. 107 = 460), so zeigt sich in allen Teilen
der schoenste Zusammenhang; er ist aus einem Gusse; nirgends ein
Widerspruch, der uns berechtigte, spaetere Einschiebungen, Aenderungen des
Plans anzunehmen. Der Widerspruch, den man in der Verbindung der
einzelnen Teile hat wahrnehmen wollen, liegt wo anders; er liegt in dem
Dichter selbst, in dem Ringen des mit der Ueberlieferung der alten Sage
so verschieden empfindenden Dichters; aber grade bei diesem Kampfe kommt
sein eigenstes Gefuehl in den wunderbarsten Toenen zum Durchbruch; gerade
hier zeigt sich die hohe Kunst des jungen Dichters, der immer wieder zu
den ueberlieferten Formen zurueckzukehren und zwischen seiner eigenen
Empfindung und jenen auf das gluecklichste zu vermitteln weiss, so dass
dadurch das wechselnde Bild auf- und absteigender Gefuehle entsteht, wie
es uns in dem ersten Monologe entgegentritt. Nach dem Prolog hebt sich
die Welle immer hoeher anschwellend, um dann in dem dritten Teile wieder
zunaechst zu sinken; aber mit dem Anblick des Zeichens des Makrokosmus
beginnt ein neues Aufsteigen; die Worte des Weisen: Auf, bade, u.s.w.,
bilden hier den Hoehepunkt, wie vorher: Flieh! Auf! hinaus ins weite
Land! Beides mahnt den
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