itanischem Drang den
Geistern gleich zu heben vermass, von erbaermlichem Grauen gefasst, zittert
er bis in alle Tiefen seines Lebens hinein, aus denen er sich empor zu
ihm drang, dem Wurm gleich, der von dem Tritt des Wanderers sich
wegkruemmt. Da rafft sich Faust auf. Nach dem Hoechsten hat er gestrebt,
vor dessen Bild er eben noch entzueckt gestanden, und er soll der
Flammenbildung weichen! Er findet sich wieder, er ist Faust, ist
seinesgleichen.
Was hier der Erdgeist ihm zuruft, ist wichtig fuer Fausts Charakteristik.
Es ergaenzt das Bild, das er im Eingang von sich selbst gegeben hat, und
fuegt den im allgemeinen der Sage entsprechenden Zuegen neue modernerer
Art hinzu. Jetzt sehen wir deutlicher sein maechtiges Streben vor uns;
jetzt verstehen wir besser, warum ihm alles Wissen nicht genug that. Ein
titanischer, uebermenschlicher Drang beseelt ihn, sich den Geistern
gleich zu heben. Der Dichter gibt also dem Faust der Sage sein eigenes
unendliches Verlangen--fuer ihn muessen wir sagen,--sich zu dem Goettlichen
zu erheben, wie es auch einst Werther vor den Tagen seiner Leiden
gefuehlt hat. Allein bei ihm wird es abgelenkt auf eine Leidenschaft, und
durch sie und in der Enge buergerlicher Beschraenkung aufgerieben. Bei
Faust stellt sich dagegen das Problem von vornherein anders. Sein
Unendlichkeitsstreben sollte innerhalb der Grenzen der Menschheit das
Hoechste leisten und nicht in der Glut einer unbefriedigten Leidenschaft
untergehen. Werther war die unglueckliche Bluete dieser Epoche im Leben
des Dichters[97], Faust sollte die gluecklichere werden.
Die Fuelle seines eigenen reichen Lebens hat also Goethe in die Form der
alten Sage gegossen; seine ganze Vergangenheit hat er Faust im voraus
mitgegeben. Darum kann sich auch jener dem Erdgeist naeher fuehlen, kann
dieser von ihm sagen, er habe an seiner Sphaere lang gesogen. Der Faust,
der nach der Sage sich in unfruchtbarem Wissen gequaelt, hat zugleich
auch die titanische Seele seines Dichters. Damit erledigt sich auch
Scherers Bedenken ueber V. 131 = 484, Faust habe noch nicht lange an der
Sphaere des Erdgeists gesogen[98].
Da Faust sich fuer seinesgleichen erklaert hat, enthuellt ihm nun der
Geist die ganze Tiefe seines Wesens: In den Fluten des Lebens, im Sturm
der Thaten ist er das bewegende und erregende Element. In Geburt und
Grab, dem ewigen Wechsel von Vergehen und Entstehen, gleich einem ewig
auf- und abwogenden Meere, offenbart er sich belebend und zer
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