ber, wie ihn der Naturmensch einst gefuehlt. Ein Gott hat dies
Zeichen geschrieben, das auf einmal das Bild der schaffenden
geschaffenen Weltnatur heraufbeschwoert. Die Urkraefte, die in ihm
symbolisiert sind, enthuellen sich. Gottgleich erkennt er die Harmonien
der wirkenden Natur. Aber die Erscheinung mahnt ihn auch, sie mit
lebendigen, nicht durch Abstraktionen abgestumpften Sinnen in sich
aufzunehmen, dahin zu gehen, wo die Welt sich werdend und wirkend immer
wieder am schoensten offenbart, hinaus in die Morgenroete[67]!
Der Dichter hat die Wirkung, die das Zeichen auf Faust ausuebte, zunaechst
dargestellt. Wie mit einem Schlage steht die schaffende Weltnatur vor
seinem geistigen Auge; ihr Bild hat er gesehen, nicht etwa das Zeichen
betrachtet. Sie selbst hat ihm zugerufen, sich unmittelbar mit frischen
Sinnen an die Natur zu wenden. Dem darf natuerlich nicht Folge gegeben
werden, ebenso wenig wie jener ersten Mahnung der Natur. Faust muss von
der Hoehe seiner Empfindung herabsteigen. Die lebendige Erscheinung, zu
der das Zeichen nur den aeusseren Anstoss gegeben hatte, ist verschwunden;
im folgenden sieht er das All in seinem harmonischen Zusammenhange nur
an der Hand der Charaktere des Zeichens. "Er beschaut das Zeichen;"--er
deutet es aus. Der Strom der Dichtung bequemt sich wieder den engeren
Ufern der Sage. Man darf aber wohl sagen, erst dadurch, dass jene Zeichen
auf einen so reinen, ja goettlichen Ursprung zurueckgefuehrt waren, wurden
sie dem Dichter verwendbar. Hat Faust vorher die schaffende Weltnatur
vor seinem entzueckten Auge gesehen, so erblickt er jetzt durch
Vermittlung des Zeichens, was es ihm als solches allein zeigen konnte,
nichts anderes als die Harmonie des Kosmos. Bei der nun folgenden
Beschreibung konnte sich der Dichter den alchemistischen Anschauungen um
so leichter wieder anschliessen, da sie in der That die Natur in schoener
Verknuepfung darstellen, so dass sie ohne grosse Aenderung auch dichterisch
verwertet werden konnten[68]. Endlich gingen auch sie auf aelteste
Vorstellungen oder Versuche kosmischer Weltanschauungen zurueck, wie z.B.
der Orphiker und Pythagoraeer, deren Zusammenhang mit der aeltesten
Hieroglyphe Herder ebenfalls nachgewiesen hatte. Man vergleiche, was er
darueber sagt. Sie dachten sich den Makrokosmos als grosses Weltei, das
sie aus verschiedenen Lagen und Kreisen zusammenlegten; "Unten, was
erzeugt ward, die sichtbaren Elemente, Erde, Wasser, Luft, Feuer: ueberm
Mond
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