Christ, denn er
duenkt sich ueber alledem zu stehen. Der sollte fort aus dem Hotel, fort
von hier, in ein warmes Familienleben hinein, da koennte noch etwas aus
ihm werden, aber so nicht!"
Herr Pfaeffling hatte so eifrig gesprochen, dass sein Zuhoerer dazwischen
nicht zu Wort gekommen war. Er sagte jetzt anscheinend ganz ruhig und
kuehl: "Ich muss mich wundern, Herr Pfaeffling, dass Sie mir das alles
sagen. Wir kennen uns nicht und meinen Sohn kennen Sie wohl auch nur
ganz fluechtig. Mir scheint, Sie urteilen etwas rasch. Andere sagen mir,
dass mein Sohn der geborene Geschaeftsmann ist und schon jetzt einem Haus
vorstehen koennte. Wenn er Ihnen so wenig gefaellt, dann bitte kuemmern Sie
sich nicht um ihn, ich kenne mein eigenes Kind wohl am besten und werde
fuer sein Wohl sorgen."
Herr Pfaeffling sah nun seinerseits ebenso erstaunt auf Herrn Meier, wie
dieser vorher auf ihn. Endlich sagte er: "Ich sehe, dass ich Sie gekraenkt
habe. Das wollte ich doch gar nicht. Wieder einmal habe ich vergessen,
was ich schon so oft bei den Eltern meiner Schueler erfahren habe, dass es
die Menschen nicht ertragen, wenn man offen ueber ihre Kinder spricht und
wenn es auch aus der reinsten Teilnahme geschieht. Sagen Sie mir nur das
eine, warum wuerden Sie es mir danken, wenn ich Ihnen sagte: 'Ihr Kind
ist in Gefahr, ins Wasser zu fallen,' und warum sind Sie gekraenkt, wenn
ich sagte: 'dem Kind droht Gefahr fuer seinen Charakter?' Darin kann ich
die Menschen nie verstehen!"
Diese Frage blieb unbeantwortet, denn zwei Handwerksleute kamen herein,
verlangten Bescheid, und Herr Pfaeffling machte rasch der Unterredung ein
Ende, indem er sagte: "Wie ungeschickt bin ich Ihnen mit dieser Sache
gekommen, ich sehe, Sie sind draussen unentbehrlich und will Sie nicht
aufhalten." Er ging, der Hotelbesitzer hielt ihn nicht zurueck.
"Diese Sache ist misslungen," sagte sich Herr Pfaeffling, "ich habe nichts
erreicht, als dass sich der Mann ueber mich aergert." Und nun aergerte auch
er sich, aber nur ueber sich selbst. Warum hatte er sich seine Worte
nicht erst in Ruhe ueberlegt und schonend vorgebracht, was er sagen
wollte, statt diesen ahnungslosen Vater mit hageldicken Vorwuerfen zu
ueberschuetten? Nun ging er mit sich selbst ebenso streng ins Gericht:
"Nichts gelernt und nichts vergessen; immer noch gerade so ungestuem wie
vor zwanzig Jahren; immer vorgetan und nachbedacht, trotz aller
Lebenserfahrung: wenn du es nicht besser verstehst, auf die
|