eine ganze Stunde spaeter heim und dann suchte er
zuerst den Vater in dessen Zimmer auf. Herr Pfaeffling sah von seinen
Musikalien auf. "Willst du etwas?"
"Ja, dich bitten, Vater, dass du das Wort zuruecknimmst. Du weisst schon
welches. Ich bin deswegen heute nachmittag lang auf dem Christbaummarkt
gestanden und habe dann fuer jemand einen Baum heimgetragen. Drei von
meiner Klasse haben es gesehen. Und da sind die 20 Pfennig Trinkgeld,
die ich bekommen habe." Da sah Herr Pfaeffling mit froehlichem, warmem
Blick auf seinen Jungen und sagte: "Es gibt allerlei Heldentum, das war
auch eines; nein, Kind, du bist doch kein Feigling!"
7. Kapitel
Immer noch nicht Weihnachten.
Der letzte Schultag vor Weihnachten war gekommen. Wer sich von der
Familie Pfaeffling am meisten freute auf den Schulschluss, das war gerade
das einzige Glied derselben, das noch nicht zur Schule ging, das
Elschen. Ihr war die Schule die alte Feindin, die ihr, solange sie
zurueckdenken konnte, alle Geschwister entzog, die unbarmherzig die
schoensten Spiele unterbrach, die ihre dunkeln Schatten in Gestalt von
Aufgaben ueber die ganzen Abende warf und die auch heute schuld war, dass
die Geschwister, statt von Weihnachten, nur von den Schulzeugnissen
redeten, die sie bekommen wuerden.
Sie sassen jetzt beim Fruehstueck, aber es wurde hastig eingenommen, die
Schulbuecher lagen schon bereit, und gar nichts deutete darauf hin, dass
morgen der heilige Abend sein sollte. Die Kleine wurde ganz ungeduldig
und missmutig. "Vater," sagte sie aus dieser Stimmung heraus, "gibt es
gar kein Land auf der ganzen Welt, wo keine Schule ist?"
"O doch," antwortete Herr Pfaeffling, "in der Wueste Sahara zum Beispiel
ist zurzeit noch keine eroeffnet."
"Da musst du Musiklehrer werden, Vater," rief die Kleine ganz energisch.
Aber da alle nur lachten, sogar Frieder, merkte sie, dass der Vorschlag
nichts taugte, und sie sah wieder, dass gegen die Schule ein fuer allemal
nichts zu machen war.
Heute sollte sie das besonders bitter empfinden. Als sie nach der
letzten Schulstunde den grossen Bruedern froehlich entgegenkam, wurde sie
nur so beiseite geschoben; die Drei waren in eifrigem, aber leise
gefuehrtem Gespraech und verschwanden miteinander in ihrem Schlafzimmer.
Es waren naemlich die Zeugnisse ausgeteilt worden, und da zeigte es sich,
dass Wilhelm in der Mathematik die Note "4" bekommen hatte, die geringste
Note, die gegeben wurde. Das war noch nie dagewese
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