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musste. In fliegender Eile schrieb sie mit zitternder Hand: "Komm bald zu
mir, herzliebster Schatz, hab tausendmal Dank, dass Du uns das Leben
gerettet hast!" Mitten auf den Tisch legte sie das Blatt, dann noch
daneben, was ihn staerken sollte, Brot und eine Flasche Wein. Wieder kam
die Magd unter die Tuere: "Jetzt ist angespannt."
"Ich komme!" Sie nahm ihr Kindchen, das liebevoll eingehuellte. Die Magd
bemerkte Brot und Wein, wollte beides mitnehmen. Helene liess sie nicht
an den Tisch. "Das bleibt!" rief sie.
"Kein Wunder, dass die arme, junge Frau ganz verwirrt ist," dachte das
Maedchen.
Im Hof war alles zur Flucht bereit. Die Hunde sprangen um den Wagen. Sie
sollten mitlaufen bis zum Haus des Strassenwaerters, meinte der Knecht,
der solle sie aufnehmen. "Aber Leo gebe ich nicht her, den nehme ich
mit!" erklaerte Gebhard. Der Knecht machte Einwendungen. Unmoeglich sei
das auf der langen Reise, bei den ueberfuellten Zuegen. Ein Unverstand waere
es. Die Mutter sah ein, dass er recht hatte, aber sie wusste auch, was es
fuer Gebhard bedeutete, sich von seinem Leo zu trennen. Der Vater hatte
ihm vor Jahresfrist das junge Tier geschenkt; ihm gelehrt, es zu
behandeln; zu einem folgsamen, anhaenglichen Kameraden war es
herangewachsen und von seinem kleinen Herrn unzertrennlich gewesen. Auch
jetzt standen sie dicht beisammen, Gebhard und sein Hund, sahen sich an
und das kluge Tier schien zu merken, dass ueber sein Schicksal entschieden
wurde. Ein ungewohntes, kurzes Bellen gab es von sich.
Die Mutter wandte sich an den Knecht. "Wir wollen es doch versuchen, ob
wir Leo mitnehmen koennen!"
"O ja, bitte, Mutter!"
Der Wagen setzte sich in Bewegung. Das Toechterlein auf der Mutter Schoss,
weich gebettet, schlief sanft ein. Gebhard sass der Mutter gegenueber. Sie
hielten bald bei dem Strassenwaerter, dann ging die Fahrt weiter, der Bahn
zu. Laengs der Strasse zog sich der Wald hin, aus dem jeden Augenblick die
Feinde auftauchen und die Wehrlosen ueberfallen konnten. Und in den
Haenden dieser Feinde war der geliebte Mann, der treue Vater.
"Gebhard," sagte die Mutter leise, dass es der Knecht auf dem Bock nicht
hoere, "Gebhard, du hast doch auch gehoert, dass der russische Offizier
gesagt hat: 'auf Offiziersehre.'"
"Ja. Zweimal hat er das gesagt."
"Solch ein Schwur wird doch sicher auch im Krieg gehalten," sagte Helene
und fuegte bei: "Also kommt der Vater sicher morgen oder spaetestens
uebermorgen. Wenn
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