doch frueher so gern; und
hier--warst du denn gerne hier im Haus, bei Onkel und Tante?"
"Nein, gar nicht gern, weil sie den Vater nicht moegen. Neulich haben sie
so etwas Schreckliches ueber den Vater gesagt, das darfst du gar nicht
hoeren, Mutter. Darum mag ich sie gar nicht mehr!" Traenen des Zorns
kamen dem Kind bei der Erinnerung.
"Wann war denn das?"
"An dem Abend, wo der Onkel das Juengferlein wollte!"
"Ach, damals? Gebhard, sieh, du wirst gluecklicher sein bei der
Grossmutter. Sie hat den Vater so lieb und sie nimmt dich mit deinem Leo
so gerne zu sich!"
"So? hat sie das geschrieben?" Langsam machte er sich von der Mutter
los. "Da sind meine Schulbuecher."
Still vollendeten sie das Geschaeft des Einpackens; aber beunruhigt lief
der Hund hin und her, er merkte, dass Ungewohntes vor sich ging.
"Du darfst mit mir gehen, Leo, sei nur zufrieden, wir zwei trennen uns
nicht!" Bei diesen Worten nahm Gebhard den schmalen Kopf des Hundes
zwischen seine Haende. Ein leises Bellen bezeugte das Einverstaendnis des
klugen Tiers; es legte sich nun still neben den Koffer, bereit Hab und
Gut seines kleinen Herrn zu bewachen.
Sie waren fertig, das Zimmer sah oede aus.
"Komm nun, Gebhard," sagte die Mutter und es war ihr wehmuetig ums Herz
in dem leeren Zimmer, "komm, wir wollen nach dem Schwesterlein sehen."
Er griff nach ihrer Hand, sah zu ihr auf und merkte, dass sie traurig
war. "Mutter," begann er, "jetzt denkst du an den Vater, das sehe ich
dir immer an. Aber du hast noch dein Juengferlein, das ist dir doch das
allerliebste und das bleibt bei dir."
Sie drueckte fest seine Hand. Nein, sie hatte jetzt eben nicht an ihren
Mann gedacht, sondern an den kleinen Mann, der da so liebevoll an ihrer
Hand ging und sie noch troestete, obwohl sie ihn von sich schickte.
Schon vor der Zimmertuere hoerten sie die Tante, die ihren Spass hatte mit
der Kleinen. Die lachte laut und uebermuetig vor Vergnuegen. Das lustige
Toechterlein--der traurige Bub--es gab der Mutter zu denken.
Am fruehen Morgen des folgenden Tags trat Helene in Gebhards
Schlafzimmer. Er erwachte bei ihrem Eintritt. Frisch und tatkraeftig
stand die Mutter vor ihm, wie schon lange nicht mehr. "Gebhard, steh
auf, es ist Zeit, dass wir reisen, wir zwei miteinander!" Und als er sie
mit grossen, fragenden Augen ansah, lachte sie hell, setzte sich zu ihm
auf den Bettrand und sagte: "Ich habe mir heute Nacht gedacht: das
Juengferlein ist schnoede, es mach
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