nd Mutter beisammen gewesen, dass
ihm Traenen in die Augen stiegen. Er begriff nicht, was ihn so bewegte
und sagte hilflos: "Ich freue mich doch so, aber das ist immer so dumm,
wenn man sich freuen will, dann kann man's nicht, ohne den Vater!"
"Doch Gebhard, jetzt koennen wir's wieder! Denn wir wissen jetzt, dass der
Vater lebt. Sieh nur, den Brief habe ich bekommen, darin steht: Der
Vater lebt und gruesst uns tausendmal!"
Kaum hatte Gebhard die Nachricht erfasst, so erklang draussen ein
wohlbekanntes Klingeln: "Das ist die Grossmutter, darf ich's ihr sagen,
Mutter?"
"Wir miteinander!"
Sie nahmen sich an der Hand, Gebhard lachte, wie die Mutter so
leichtfuessig mit ihm springen konnte. Sie kamen dem Maedchen noch zuvor.
Die Grossmutter wurde von beiden Seiten umfangen und hoerte nichts als:
Er lebt und gruesst uns tausendmal!
Auf diese freudige Erregung folgten Wochen des Wartens. Aber sie
brachten fuer Helene nicht mehr vertraeumte Stunden auf dem Ruhebett; in
diesem altmodischen Haus gab es ueberhaupt gar kein Ruhebett. Frau Dr.
Stegemann kannte auch keine Mittagsruhe. Sie war der Meinung, dass es fuer
gesunde Menschen genuege, bei Nacht zu ruhen und begriff nicht, dass junge
Menschen so viele Stunden ihres Lebens ohne Arbeit oder Vergnuegen, in
blossem Nichtstun zubringen mochten. Helene fand sich schnell in diese
Auffassung und kam durch Arbeit hinweg ueber die Enttaeuschung, dass der
ersten Nachricht keine zweite folgte und alle Nachforschungen fruchtlos
blieben. Sie besorgte ihr Kindchen selbst und war bald auch in allerlei
Arbeit fuer andere mit hineingezogen. Zuerst durch die junge
Schustersfrau, die inzwischen Witwe geworden war. Ihr musste man helfen
Verdienst zu suchen, und dabei hoerte man von anderen, die in aehnliche
Not geraten waren.
Da gab es fuer Helene viele Gaenge zu machen, aufzumuntern und Hilfe zu
schaffen. Ihre beiden jungen Nichten, Else und Grete, waren eifrige
Woll- und Metallsammlerinnen fuers Vaterland, hatten auch Gebhard mit
hereingezogen und so gab es in der ganzen Familie kaum eine Taetigkeit,
selten ein Gespraech, das nicht mit dem Krieg zusammenhing.
Ueber all dem verstrich rasch die Wartezeit und ging der kalte
Vorfruehling ueber in einen Mai, so wonnig, dass all die Krieger im Feld
und ihre Treuen daheim aufatmeten nach dem schweren Winter. Und einer
dieser wonnigen Maitage loeste auch das geheimnisvolle Dunkel, das bisher
ueber dem Schicksal des Foersters gewaltet hat
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