rftigen Blinden um sich zu haben, anstatt eines
ritterlichen Gatten, der ihr alle Schwierigkeiten des Lebens aus dem Weg
raeumt!"
"O, sie weiss das besser als du denkst, Rudolf; wir haben neun Monate
Krieg erlebt, die waren fuer deine Frau voll Angst und Reue, voll Sehnen
und Warten; sie hat sich durchgekaempft, ist stark geworden, um Leid und
Entbehrung mit dir zu tragen."
"Mutter, damit nimmst du mir die schwerste Sorge ab! Wenn es so ist,
dann, liebe Mutter, o dann bitte ich dich, gehe gleich zu ihr; ich habe
mich nach ihr gesehnt jede Stunde, seit wir getrennt sind; um keine
weitere Stunde soll die Trennung verlaengert werden."
"Ich gehe, Rudolf, sie wird bei dir sein schneller als du denkst. Ich
bringe ihr deine Botschaft."
Er richtete sich auf, tastete nach dem Tischchen nebenan, zog die
Schublade auf.
"Was suchst du? Kann ich dir helfen?"
"Ja, es wird eine Schachtel da sein, in der ist mein Eisernes Kreuz.
Wenn du mir das befestigen willst. Dass sie doch _etwas_ Schoenes sieht an
ihrem Mann!--So, nun ist's gut. Und die Augen sind bedeckt, nicht wahr,
man sieht die Zerstoerung nicht?"
"Nein."--Sie wollte hinzufuegen: "Deine Frau hat sich laengst geuebt, auch
das zu sehen," aber sie unterdrueckte es. Wer konnte wissen, wie es sie
im Antlitz des eigenen geliebten Mannes erschuettern wuerde?
Unten im Garten wurde Frau Stegemann von Helene sehnlich erwartet.
"Mutter, wie geht es ihm? Sage mir, warum wollte er dich allein
sprechen?"
"Er hat Mitleid mit dir, dass du ihn so wiedersehen musst, hat Angst, es
moechte dir zu schrecklich sein. Es ist auch schwer, Helene, mich hat es
furchtbar erschuettert; ich musste mich _so_ zusammennehmen, um die
Fassung zu bewahren."
Jetzt, da der Sohn nicht mehr darunter leiden konnte, jetzt verlor sie
diese Fassung und konnte die bittern Traenen nicht zurueckhalten. Das
hatte Helene noch nie erlebt; immer war die Mutter ihr an Seelenstaerke
ueberlegen gewesen. Sie hatte tiefes Mitleid mit der Mutter, die ihr in
ihrem Kummer zum erstenmal als eine alte Frau erschien. "Es hat dich
angegriffen," sagte sie herzlich zu ihr, "soll ich dich heimbegleiten?"
Aber Frau Stegemann wehrte ab. "Nein, nein, ich finde mich schon wieder
zurecht. Geh nur, Kind; halte dich nicht mit mir auf, geh zu ihm, er
wartet!"
Der Mutter Schwaeche wurde eine merkwuerdige Hilfe fuer die junge Frau.
Wenn die Mutter, die starke, versagte, dann musste sie die tapfere sein.
Alles Bangen wich vo
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