kommt? Ich weiss, du wirst ihn mit Freuden
aufnehmen, aber wenn ich mit den Kindern auch dabei bin, wird es dir
dann nicht zu viel?"
"Freilich wird es mir zu viel," war die Antwort.
"Wie meinst du das, Mutter?" fragte Helene erschrocken.--"Ich meine zu
viel fuer mich, weil zu wenig bleibt fuer dich. Ich habe schon viel
darueber nachgedacht und moechte gerne herausbringen, dass Ihr eine kleine,
einfache Wohnung fuer Euch allein nehmen und einrichten koennt. Aber das
genuegt Euch jungen Frauen nicht. Da soll immer alles zusammenpassend und
stilgemaess sein. Dazu reicht es aber nicht. Es muesste eine ganz
bescheidene 3 Zimmer-Wohnung sein und auch alte Moebel dazu verwendet
werden, das koennten wir mit vereinten Kraeften schon bestreiten und dann
waeret Ihr vier beisammen; so kaeme es mir am besten vor."
"Und mir!" rief die junge Frau, und in aufwallendem Glueck umarmte sie
die Mutter und rief in uebermuetiger Freude: "Ohne jeglichen Stil soll
unser Heim werden, das verspreche ich dir, Mutter, so unkuenstlerisch als
du nur willst. Ein urgemuetliches Nestchen wird's dennoch! O Mutter,
gehen wir gleich Wohnungen ansehen?" Die Mutter sah gluecklich auf die
strahlende Freude, die der jungen Frau aus den Augen leuchtete. Und sie
dachte an ihren Sohn. Der beste Schatz war ihm doch geblieben.
In den naechsten Tagen kamen noch von zwei Seiten Briefe, die auf diesen
Zukunftsplan Einfluss hatten. Der erste war von Helenens Bruder. Er
sprach herzliche Teilnahme aus ueber das Schicksal des Erblindeten; aber
auch Stolz und Freude ueber das Eiserne Kreuz, das der ganzen Familie zur
Ehre gereiche. Er bat die Schwester, mithelfen zu duerfen bei der
Gruendung eines neuen Heims.
Der zweite Brief enthielt ein amtliches Schreiben und besagte, dass dank
der grossen Summen, die aus ganz Deutschland fuer die vertriebenen
Ostpreussen eingegangen seien, eine Entschaedigung fuer den verlorenen
Besitz bewilligt werden koennte, sobald der Antrag gestellt wuerde.
Zu Traenen geruehrt war Helene ueber diese freiwillige Hilfe von allen
Seiten. Jetzt hatte es keine Not mehr, sie konnte sich alles wieder so
schoen und reichlich anschaffen, wie einst als Braut.
Aber es ging ihr sonderbar: der Gedanke, hinzugehen, einzukaufen und
sich nur zu fragen: Herz, was begehrst du? freute sie nicht mehr. In der
Kriegszeit, wo so viel bittere Not herrschte, sollte sie sich alle
Wuensche befriedigen? Sie war so froehlich und eifrig gewesen bei dem
Gedanken
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