aber als der Offizier verlangte, er solle mit ihm gehen und ihn
denselben Weg fuehren, da sagte der Vater: "Nein, ich bin ein guter
Deutscher und werde nicht zum Verraeter." Aber der Offizier hat ihm
gesagt: er koenne doch nichts machen gegen so viele und er hat ihm
versprochen, er duerfte gleich wieder heimkommen, und uns allen solle gar
nichts geschehen; aber wenn er ihnen den Weg nicht zeige, muessten wir
alle sterben. Der Vater hat aber nicht nachgegeben und es war
schrecklich, wie zornig da der Offizier geworden ist, und weil ich auch
gerufen habe, der Vater soll nichts verraten, haben mich die Soldaten
ganz wuetend gepackt und fest gehalten, da oben am Arm, wo es so weh tut,
und ich habe vor lauter Zorn nur immer geschrien: "Vater, tu's nicht!
Aber dann--" Gebhard stockte. Er sah die Mutter an. "Soll ich denn alles
sagen, Mutter, alles?"
"Alles, Gebhard!"
"Dann hat die Mutter die Schlafzimmertuere aufgeriegelt und hat von ferne
gerufen und gebeten, der Vater soll uns nichts geschehen lassen. Der
Vater hat auf die Mutter hingeschaut und dann hat er nicht mehr 'nein'
sagen koennen. Er ist mit ihnen gegangen und hat versprochen, sie zu
fuehren. Sie sind dann fortgeritten und wir haben gedacht, der Vater kaeme
am Abend wieder, der Offizier hat es ihm doch auf Ehrenwort versprochen.
Das Ehrenwort muss doch ein Offizier auch im Krieg halten, nicht,
Grossmutter?"
Er bekam keine Antwort. Die Grossmutter, die still mit verhaltenem
Schmerz den Bericht angehoert hatte, sah ins Weite, wie wenn ihre Augen
den Sohn suchten, den sie verloren hatte. Helene griff nach ihren Haenden
und bat leise: "Mutter, verzeih mir und verachte mich nicht ganz. Ich
weiss, du waerest heldenmuetig gewesen und ich war feig, war in Todesangst;
das hat er nicht mit ansehen koennen und mir zuliebe ist er zum Verraeter
geworden. Ich bin schuld, dass nun diese Schuld auf seinem Gewissen
liegt. Darum habe ich mich nicht entschliessen koennen, dir zu schreiben.
Ich weiss ja, wie du mich verachten musst, dass ich deinen edlen Sohn dazu
gebracht habe."
"Du hast ihn _nicht_ dazu gebracht, Helene, du irrst dich. Nichts auf
der Welt haette ihn dazu bringen koennen. Ich kenne ihn. Er hat das nicht
getan!"
Heftig erregt erhob sie sich. Ihr Blick fiel auf Gebhard. "Schon als
Kind in deinem Alter haette er das nicht getan, wie viel weniger als
Mann! Du hast das von deinem Vater geglaubt?"
"Ich habe es gehoert, Grossmutter, dass er 'ja' gesagt hat, und
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