st wissen koennen, aber ich war
wie verblendet, weil ich selbst feig gewesen bin und mir das so schwer
auf dem Gewissen lag." Bruder und Schwaegerin schwiegen.
Helene fuehlte, sie waren nicht ueberzeugt. Was konnte sie noch sagen?
"Wenn ihr nur selbst seine Mutter gehoert haettet, und sie sehen koenntet,
wie sie so fest und wahr ist und wie sie und ihr ganzes Haus von dem
erfuellt ist, was fuer den Krieg, fuers Vaterland geschehen muss. Ein ganz
anderer Geist weht bei ihr als bei uns!"
"Bitte sehr," wehrte der Bruder, "bei uns geschieht alles was recht ist
und noch nie ist einer aus unserer Familie wegen Verrat in Verdacht
gekommen!"
"Ihr sollt auch von meinem Mann nichts Schlechtes mehr glauben, nein ihr
duerft es gar nicht mehr fuer moeglich halten, das kann ich nicht mehr
ertragen!" Sie zitterte vor Erregung.
Die Schwaegerin beruhigte sie: "Rege dich nicht auf, Helene, ich glaube
dir ja, aber von deinem Bruder kannst du das nicht gleich verlangen;
Maenner geben nicht so viel darauf, wenn eine Mutter sagt: das kann mein
Sohn nicht getan haben, denn keine Mutter will Schlechtes von ihrem Sohn
glauben. Maenner glauben erst, wenn Beweise vorliegen."
Beweise? Nein, _Beweise_ fuer seine Unschuld hatte Helene nicht, nur den
Glauben daran; den Glauben, der sie so gluecklich gemacht hatte. O, nur
fest daran halten und sich nicht irre machen lassen!
Sie sprachen nicht weiter darueber, denn keines wollte das andere
reizen. Freundlich fuehrte Herr Kurz seine Schwester an den reich
besetzten Tisch. Aber was sie noch vor wenigen Tagen harmlos angenommen
hatte, machte ihr jetzt Bedenken. Kriegsmaessig war das nicht, was hier
aufgetischt wurde. Die Geschwister liessen sich nichts abgehen, dachten
auch nicht weiter daran, welche Nahrungsmittel knapp waren im Land,
welche verbraucht werden sollten. Doch wagte sie nicht, dem Bruder
wieder das Haus Stegemann als Vorbild zu ruehmen. So schwieg sie darueber.
Aber waehrend sie die ueppige Mahlzeit mit ihnen teilte, bedrueckte es sie,
die Gastfreundschaft zu geniessen von Menschen, die ihrem Mann Schlechtes
zutrauten; sie konnte sich nicht wohl fuehlen bei ihnen, trotz aller
Liebe, die sie ihr erwiesen. In den Wochen, die nun kamen, kaempfte sie
einen schweren Kampf gegen das Heimweh nach ihrem verlorenen Glueck und
gegen die Sehnsucht bei denen zu sein, die mit ihr durch die Liebe zu
ihrem Manne verbunden waren. Sie klammerte sich an den Trost, den ihr
die treuen Briefe der Mut
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