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ihres Mannes das ganze Leid anzuvertrauen. Sie raffte ihre Kraft zusammen. "Mutter," sagte sie, "es ist ja alles viel, viel schrecklicher, als du ahnst!" "Wie so? Weisst du mehr, als was du mir geschrieben hast? Hast du Nachricht von Rudolf? Schlechte Nachricht?" "Nein, nein; kein Wort habe ich von ihm gehoert seit jenem Tag. Aber es war anders als du denkst, ich kann es so schwer ueber die Lippen bringen!" Frau Dr. Stegemann richtete sich stramm auf und der weiche Ton war nicht mehr in ihrer Stimme als sie, gefasst auf die schlimmsten Mitteilungen, zur Schwiegertochter sprach: "Rede endlich, Helene. Wir duerfen nicht feig sein in dieser harten Zeit. Ich kann alles hoeren, auch das grausamste. Und du musst jede Wahrheit aussprechen koennen. Sei doch auch tapfer, was hilft das Weinen?" Bei diesen Worten stand Gebhard, der neben dem Hund gelegen, auf, trat rasch an Helenens Seite und streichelte ihre Hand. "Grossmutter," rief er, "die Mutter kann nicht so tapfer sein wie du meinst, der Vater hat mir gesagt, sie ist nicht aus so hartem Holz geschnitzt wie wir Stegemanns. Man muss sie immer ganz zart behandeln!" Da schlang die junge Frau den Arm um ihren Verteidiger und sagte zu ihm: "Die Grossmutter hat aber doch recht und ich will ja auch, dass sie alles erfaehrt. Gebhard, erzaehle du es, du warst ja dabei und du musst nicht immer so weinen, wie ich!" "Ja," sagte Gebhard, "die Grossmutter darf das wissen, sonst niemand auf der Welt!" Der kleine Mann gab sich einen Ruck, dass er stramm da stand und fing an: "Grossmutter, so war's: Zuerst kam ein deutscher Offizier mit fuenf Soldaten und besprach etwas ganz im geheimen mit dem Vater. Einstweilen kochten die Soldaten auf unserm Herd und wir halfen ihnen. Dann sagte uns der Vater, er muesse sie begleiten, aber kein Mensch duerfte wissen wohin. Sie zogen bei Nacht miteinander fort. Am naechsten Tag kam der Vater allein zurueck und sagte, wir muessten schnell fliehen, die Russen koennten bald kommen. Wir fingen gleich an, unsere Sachen auf die Wagen im Hof zu laden, aber mitten hinein kam ein ganzer Trupp Russen mit einem Offizier. Sie gingen die Treppe hinauf und ich ihnen nach. Im Wohnzimmer war der Vater, aber die Mutter mit dem Juengferlein war nicht da. Der russische Offizier fragte, wohin die deutsche Patrouille gegangen sei, die heute Nacht im Forsthaus eingekehrt sei und die der Vater begleitet habe. Ich weiss nicht mehr genau, was der Vater zuerst sagte,
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