en das Ende der Reise, waehrend Gebhard sich schon ungeduldig auf das
Wiedersehen mit der Grossmutter freute, wurde der jungen Frau das Herz
wieder schwer. Sie hatte sich wohl auf ihres Bruders Zureden
vorgenommen, nichts davon zu erzaehlen, dass sie ihren Mann ueberredet
hatte, mit den Russen zu gehen, und so durfte sie ja sicher sein, bei
ihrer Schwiegermutter nur Teilnahme zu finden und keinen Vorwurf zu
hoeren. Aber eben dieses Verschweigen und vorsichtige Ausweichen lag
nicht in ihrer Natur und deshalb bangte ihr vor dem Zusammentreffen mit
der Mutter.
Helene wusste, dass sie nicht erwartet wurde; nur Gebhard mit seinem
treuen Gefaehrten Leo war angekuendigt. Als die Reisenden in die
Bahnhofhalle einfuhren, fiel ihnen die Leere des Bahnsteigs auf. Er war
fuer die Menge gesperrt, da in Kuerze ein Lazarettzug mit einer grossen
Anzahl Verwundeter ankommen sollte. Eine ganze Reihe Sanitaeter mit
Tragbahren erwartete den naechsten Zug; aber mitten unter ihnen stand
eine einzelne grosse Frau in langem Mantel mit warmem Pelzzeug; unter
ihrem schwarzen Samthut sahen schlichte graue Haare hervor und
forschende Augen blickten dem einfahrenden Zug entgegen. Dies war Frau
Dr. Stegemann, die sich bei dem Kommandanten den Zutritt erbeten hatte,
um ihren allein reisenden Enkelsohn abzuholen.
Gebhard erkannte die Grossmutter sofort und eilte auf sie zu.
"Mein lieber, grosser Bub!" rief sie, "ich bin froh, dass du zu mir
gekommen bist. Und dein schoener Leo ist auch da! Nun komm nur gleich,
wir muessen moeglichst schnell den Bahnsteig verlassen."
"Aber die Mutter ist auch hier, ich bin nur vorausgesprungen!"
"Die Mutter? Kommt sie doch mit?"
Ja, sie kam eben zu den beiden und sah deutlich, dass bei dem
unerwarteten Wiedersehen das ernste Gesicht der Grossmutter freudig
aufleuchtete.
"So kommst du doch," sagte sie und streckte der jungen Frau die Hand
entgegen, "dann ist ja alles schoen und gut; wir gehoeren doch zusammen in
dieser Zeit!"
Das empfand auch Helene in diesem Augenblick. Wie wenn sie ihrem Manne
naeher waere, so war ihr zumute. Sie hatte gar nicht mehr gewusst, dass
Mutter und Sohn ganz die gleichen, klaren, seelenvollen Augen und
dieselbe tiefe Stimme hatten. Sie gingen miteinander hinaus auf den
Bahnhofplatz. Dort war die Haltestelle der Elektrischen; das Mitnehmen
von Hunden war aber nicht gestattet.
"Kann Leo nachspringen?" fragte die Grossmutter.
"Er kann wohl," sagte Gebhard, "aber der Vater
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