laesst ihn nie gern neben
dem Wagen springen."
"Dann gehst du mit ihm zu Fuss; erinnerst du dich des Weges? Du hast ihn
vor zwei Jahren gemacht."
"Nicht so recht," meinte Gebhard bedenklich.
"Wir sollten vielleicht eine Droschke nehmen und den Hund zu uns
hereinlassen," schlug Helene vor.
"Bewahre. Ein grosser Bub mit solch gutem Hund _sucht_ sich eben seinen
Weg. Merke auf, Gebhard. Du folgst den Schienen der Elektrischen immer
zu bis an den Marktplatz. Dann fragst du. Weisst du Strasse und Nummer?"
"Jawohl, Johannessteg 5."
Die beiden Frauen stiegen ein und Gebhard ging mit seinem treuen
Begleiter zu Fuss. Helene wunderte sich ueber die Grossmutter, die dem
geliebten Enkel gleich Zumutungen machte. Ja, das war wieder die
Strenge, die sie in Erinnerung hatte; nicht der gutmuetige, weichherzige
Ton, den sie von den Ihrigen daheim gewohnt war. Nun wusste sie wieder,
warum ihr bange gewesen, und es ueberkam sie eine beklemmende Angst vor
der Unterredung, die nicht ausbleiben konnte.
Frau Dr. Stegemann bewohnte den obersten Stock eines Hauses in der
Altstadt. Die schoenen, bequemen Einrichtungen der Neuzeit fehlten dieser
Wohnung, hingegen war sie geraeumig, hatte viele Zimmer, Kammern und
Gaenge. Aus den altmodisch kleinen Fenstern blickte man hinweg ueber die
Daecher der gegenueberliegenden Haeuser, ueber Gassen und Strassen hinaus ins
Weite, wo Gaerten und Felder die Stadt begrenzten. Der letzte
Sonnenstrahl fand noch seinen Weg in die hochgelegene Wohnung.
Ausser einem Dienstmaedchen hatte Frau Dr. Stegemann noch zwei junge
Hausgenossinnen, zwei Enkeltoechter, die hier in der groesseren Stadt eine
Toechterschule besuchten. Von ihnen erzaehlte sie Helene, nachdem sie die
Elektrische verlassen und dem Haus zugingen, denn beide mochten nicht
auf der Strasse von dem sprechen, was ihre Herzen am meisten bewegte.
Waehrend sie im Haus angekommen Stockwerk um Stockwerk hinaufstiegen,
wunderte sich Helene ueber die Sechzigerin, die nichts von der
Anstrengung zu merken schien.
"Mutter, wie du steigen kannst!"
"Das macht die Gewohnheit."
"Aber ist dir's nicht laestig? Du duerftest dir's wohl auch leichter
machen."
"Warum? Ich bleibe gern in der Uebung. Solange ich gesund bin, schadet
mir das Steigen nichts. Es waere nichts als Bequemlichkeit, wenn ich es
nicht mehr tun wollte."
Ruestig stieg sie voraus.
Oben angekommen wurden sie vom Dienstmaedchen empfangen mit der
Nachricht, dass ein fremdes Fra
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