riedigt, "er merkt, dass
wir nicht bei Fremden sind; in einem fremden Haus legt er sich nie von
selbst nieder." Das gefiel den Baeschen und freute Gebhard. Wo er gern
war und wo es Leo behagte, musste sich doch auch sein Muetterlein heimisch
fuehlen.
Nach kurzer Zeit kam auch die Grossmutter wieder. Sie hatte dem jungen
Maedchen Bescheid gegeben, das in England Erzieherin gewesen war, in
reichem Haus, bei einem einzigen Knaben; jetzt war ihr eine Stelle
angeboten, in einfacher Familie bei vier Knaben. Den juengsten sollte
sie selbst ausfahren, das passte ihr nicht.
"Ich habe ihr Mut gemacht," sagte Frau Dr. Stegemann, "im Krieg muss man
froh sein, wenn man irgendwo unterschlupfen darf, und uebrigens moechte
ich jetzt lieber zehn Deutsche erziehen als einen Englaender. Und warum
nicht den kleinen Buben ausfahren? Wir muessen ja froh sein, wenn es
recht viele deutsche Buben gibt! Sie will es nun versuchen und mir am
Sonntag berichten wie es geht. Aber nun kommt zum Tee!"
Sie fuehrte die Schwiegertochter ueber den langen, dunkeln Gang. Helene
dachte unwillkuerlich an die hell erleuchteten Raeume in ihres Bruders
Haus.
"Ueberall merkt man den Krieg," sagte Frau Stegemann. "Das Petroleum wird
bei euch auch knapp sein."
"Ich weiss nicht, es war nicht die Rede davon."
"Nicht? Es ist eine grosse Entbehrung fuer viele Leute. Manche Familien
koennen abends ihr Zimmer gar nicht beleuchten. Fuer solche ersparen wir
immer etwas von dem Petroleum, das auf uns kommt. Warum sollten wir auch
nicht ein wenig im Dunkeln tappen? Unsere Soldaten muessen sich auf ganz
anders schwierigen Wegen im Finstern zurecht finden."
Gebhard horchte hoch auf bei diesen und aehnlichen Aeusserungen der
Grossmutter. Waehrend des einfachen Abendessens erklaerten ihm die
Schwestern, was kriegsmaessig sei und was nicht; was sich die Familie
zugunsten des Vaterlandes versagte und wie sie beflissen war, sich von
dem zu naehren, was reichlich vorhanden und in Gefahr war, zu verderben.
Da nun Else und Grete sahen, wie neu ihm das alles war und dass er
gluehenden Eifer zeigte fuer alles Gemeinnuetzige, fragten sie, ob er
mittun wuerde, wenn sie naechsten Sonntag mit der Rotkreuzbuechse durch die
Strassen gingen, um Karten und Blumen zugunsten der Verwundeten
anzubieten. Er hatte das schon manchmal gesehen, aber nie daran gedacht,
dass man auch ihn irgendwie fuer solch vaterlaendische Taetigkeit brauchen
koennte. Stolz war er, gluecklich ueber diese n
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