gewesen und hatte nie recht vertragen
koennen, dass seine geliebte Schwester eine so hohe Meinung von der
Familie Stegemann hatte.
"Du bist nicht schuld," sagte er; "ein Mann muss selbst wissen, was er zu
tun hat; es waere ohne deine Einrede wohl alles ebenso gegangen!"
Aber jetzt ereiferte sich Helene. "Nein, nie, ganz gewiss nicht. Ich
begreife mich selbst nicht mehr, warum ich nicht lieber mit meinem Kind
sterben wollte: der Tod ist nicht das schlimmste!"
Sie brach in Traenen aus. Der Bruder suchte sie zu beruhigen. "Du
brauchst deiner Schwiegermutter nicht zu erzaehlen, was _du_ bei der
Sache gesprochen hast. Darueber schweigst du einfach!"
"Ach, das kann ich nicht, wenn sie mich mit ihren klaren Augen ansieht,
so muss ich die ganze Wahrheit sagen. Sie wuerde es doch gleich merken,
dass mir noch etwas auf der Seele liegt."
"Ei, so bleibe hier!" riet die Schwaegerin. "Schicke ihr Gebhard allein,
sage, du koennest mit der Kleinen im Winter nicht reisen und ohne das
Kind nicht fort. Zwar waere sie ja bei mir und dem Maedchen wohl versorgt,
aber es ist doch eine gute Ausrede; versprich deinen Besuch fuers
Fruehjahr, dann wollen wir weiter sehen."
"Ja, das wird das Beste sein," sagte der Bruder, "sie kann die
Winterreise und dazu solch eine Aufregung nicht von dir verlangen und
Gebhard wird sehr gern zu seiner Grossmutter gehen mit seinem Hund,
na--er kann auch ganz dort bleiben, wenn sie es wuenscht."
"Er wird sich nicht gern von mir trennen wollen!"
"Das bildest du dir ein, so ist er nicht."
"Meinst du?" Nachdenklich fuegte sie hinzu: "Ja, es kann sein, dass er
mich nicht vermisst. Es ist alles nicht mehr so, wie es war. Aber dann
werden wir uns ganz fremd!"
"Du musst dich an dein Toechterchen halten, das wird alle Tage netter und
gehoert dir ganz und gar."
Aber die junge Mutter konnte sich nicht gleich mit dem Gedanken troesten,
dass ihr der kleine Liebling blieb. Es tat ihr weh, zu denken, Gebhard
werde sie nicht vermissen. Sie war doch so stolz gewesen auf des Knaben
Liebe und seine ruehrende Verehrung.
"Ich will selbst Gebhard die Einladung der Grossmutter ausrichten," sagte
der Bruder, die Beratung abschliessend. "Ruhe du dich ein wenig aus und
dann schreibe deiner Schwiegermutter. Gebhard ist ja bei ihr gut
versorgt und fuer dich wird es so am besten sein, meinst du nicht?"
"Ich weiss nicht," sagte Helene, "aber ich will es so machen, wie ihr
meint, ich danke euch, ihr seid so nachsic
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