es nicht gemeint. Sie griff nach seiner Hand. "Nun bleibe noch da,
Gebhard, und erzaehle mir ganz genau, wann dein Vater fortgegangen ist,
warum und wohin. Das muessen wir wissen, dein Onkel und ich."
Da Gebhard schwieg, fuhr sie fort: "Die Mutter ist doch so traurig, das
siehst du ja und wenn sie ueber den Vater spricht, regt es sie auf, darum
will ich sie nicht fragen. Willst du ihr das abnehmen und ihr zulieb mir
alles sagen?"
"Nein, ich kann nicht!" rief Gebhard gequaelt und wollte entweichen. Aber
die Tante hielt ihn fest.
"Weisst du, dass du recht unartig bist? Nun haben wir die Mutter mit der
Kleinen und dich und sogar deinen Hund mitten in der Nacht bei uns
aufgenommen und sorgen fuer euch, weil ihr gar keine Heimat habt und du
willst mir nicht einmal anvertrauen, wo der Vater ist? So undankbar
willst du sein?"
"Nein, ich will nicht undankbar sein, aber ich kann's nicht sagen," rief
der Knabe entschieden und suchte sich loszumachen. Frau Kurz verlor die
Geduld, packte ihn fest und rief: "Gebhard, du musst!"
Da riss er sich mit Gewalt los, rief in heller Verzweiflung: "Ich will
die Mutter fragen, ob ich muss," und stuerzte aus dem Zimmer, hinueber in
das der Mutter. Die schrak aus ihrer Mittagsruhe auf, als Gebhard
ungestuem auf sie zukam und laut schluchzend rief: "Mutter, muss ich den
Vater verraten? Muss ich?" Erschreckt zog Helene das ganz erschuetterte
Kind an sich und wollte ihm troestend zusprechen, aber durch die
offengebliebene Tuere war die Tante dem Fluechtling gefolgt und hatte
Gebhards Ausruf gehoert. "Du hast ihn ja schon verraten," sagte sie, "geh
jetzt hinaus, ich weiss genug. Geh in dein Zimmer, du machst ja dein
Muetterchen noch krank mit deinem Ungestuem!"
Beschaemt und traurig zog Gebhard sich zurueck. In seinem Zimmer sass er
still, wusste nicht, wie es gekommen war, dass die Tante sagen konnte, er
habe den Vater verraten und er mache die Mutter krank, mochte sich
selbst nicht mehr leiden und wusste sich keinen Rat.
Inzwischen hatte Frau Kurz sich neben die junge Schwaegerin gesetzt,
troestete sie freundlich und brachte allmaehlich durch teilnehmende
Fragen und dringendes Zureden alles heraus, was sie wissen und ihrem
Mann berichten wollte.
Dieser empfand wohl volle Teilnahme fuer seine Schwester, aber er dachte
auch an sich selbst, an die Familienehre und an das Geschaeft. Es war
eine boese Sache. Er fuerchtete, die militaerischen Auftraege koennten ihm
entzogen werden, wenn
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