fremden Lande ohne ganz gegruendete Ursache Haendel
anzufangen.
"Hattest du bange?" lachten die Reiter den Rittmeister an.
"Nicht im geringsten," replizierte dieser; "ich kenne mein Taeubchen zu
gut, als dass ich haette eifersuechtig werden sollen; wenn auch zehn
solcher Wichte ins Nest gesessen waeren, sie haette sich doch von keinem
andern schnaebeln lassen als von ihrem Haehnchen."
Allgemeines Gelaechter applaudierte den schlechten Witz. Der Graf--es war
ihm kaum mehr moeglich, anzuhalten; er sah voraus, es werde so kommen, dass
ihm nur zwei Wege offen stehen wuerden, entweder sich zu entfernen, oder
loszubrechen.
* * * * *
UNSCHULD UND MUT.
Das erstere war jetzt nicht mehr moeglich; seine Wuerde als Abkoemmling so
tapferer Maenner liess einen solchen Rueckzug nicht zu, und was wuerden
seine Ulanen gesagt haben, wenn er so vom Kampfplatz sich weggestohlen
haette? Die naechste schickliche Gelegenheit musste entscheiden.
"Nun, Bruederchen," sagte ein anderer zum Rittmeister, "wir sind hier so
ziemlich unter uns;--gib weich, beichte uns ein wenig! Wie stehst du mit
der kleinen Praesidentin?" Der Rittmeister spielte von Anfang den Zarten,
Zurueckhaltenden; endlich aber auf vieles Zureden gab er wirklich weich
und --ruehmte sich heimlich von ihr erhaltener Beguenstigungen, die
Emils Blut zu Eis erstarren liessen. Ploetzlich aber, wie eine
Erleuchtung von oben, trat ihm das Bild des unschuldigen, engelreinen
Kindes mit ihrem sanften Blick, mit ihrem keuschen, jungfraeulichen
Erroeten vor das Auge--Nein! nein! rief es mit tausend Stimmen in ihm,
es kann ja nicht wahr sein, so weit verfehlt sich der Himmel nicht,
dass er die heiligste Unschuld auf die Zuege einer Metze malte. Er
stand auf und stellte sich dicht vor den Rittmeister. "Von wem sprechen
Sie da, mein Herr?" fragte er ihn. Der Rittmeister konnte sich nichts
Erwuenschteres denken, als dass endlich die Engelsgeduld von dem
zivilen Graefchen gewichen sei. Er wollte ihn mit _einem_ Blicke
einschuechtern und setzte daher an, die Augen recht an ihn hinrollen zu
lassen; da kam er aber an den Falschen.
Er begegnete einem jener Glutblicke, die dem Grafen so eigen waren;
Hoheit, Mut, Zorn--alles spruehte auf einmal wie mit einem Feuerstrom
aus diesen Augen auf ihn zu, dass er die seinigen betroffen
niederschlug. "Was faellt Ihnen ein? Was kuemmert Sie unser Gespraech?
Es ist hier niemand, der darnach zu fragen haette."
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