ntet ihm keinen Geschmack
abgewinnen, er war euch zu vornehm.
Da war eines Tages in den Buchladen ausgehaengt: "Mimili, eine
Schweizergeschichte." Man las, man staunte. Siehe da, eine neue Manier zu
erzaehlen, _so angenehm, so natuerlich, so ruehrend_ und _so reizend_! Und
in diesen vier Worten habt ihr in der Tat die Vorzuege und den Gehalt jenes
Buches ausgesprochen. Man wuerde luegen, wollte man nicht auf den ersten
Anblick diese Manier _angenehm_ finden. Es ist ein laendliches Gemaelde,
dem die Anmut nicht fehlt; es ist eine wohltoenende, leichte Sprache, die
Sprache der Gesellschaft, die sich zum Gesetz macht, keine Saite zu stark
anzuschlagen, nie zu tief einzugehen, den Gedankenflug nie hoeher zu nehmen
als bis an den Plafond des Teezimmers. Es ist wirklich angenehm zu lesen,
wie eine Musik angenehm zu hoeren ist, die dem Ohr durch sanfte Toene
schmeichelt, welche in einzelne wohllautende Akkorde gesammelt sind. Sie
darf keinen Charakter haben, diese Musik, sie darf keinen eigentlichen
Gedanken, keine tiefere Empfindung ausdruecken; sonst wuerde die arme Seele
unverstaendlich werden oder die Gedanken zu sehr affizeren. Eine angenehme
Musik, so zwischen Schlafen und Wachen, die uns einwiegt und in suesse
Traeume hinueberlullt. Siehe, so die Sprache, so die Form jener neuen
Manier, die euch entzueckte!
Das _Zweite_, was euch gefiel, haengt mit diesem ersteren sehr genau
zusammen: diese Manier war so _natuerlich_. Es ist etwas Schoenes,
Erhabenes um die Natur, besonders um die Natur in den Alpen. Schiller ist
auch einmal dort eingekehrt, ich meine, mit Wilhelm Tell. Sein Drama ist so
erhaben als die Natur der Schweizerlande; es bietet Aussichten, so
koestlich und gross wie die von der Tellskapelle ueber den See hin; aber
nicht wahr, ihr lieben Seelen, der ist euch doch nicht natuerlich genug? Zu
was auch die Seele anfuellen mit unnuetzen Erinnerungen an die Taten einer
grossen Vorzeit? Zu was Weiber schildern wie eine Gertrude Stauffacher oder
eine Bertha, oder Maenner wie einen Tell oder einen Melchthal? Da weiss es
Clauren viel besser, viel natuerlicher zu machen! Statt grossartige
Charaktere zu malen, fuer welche er freilich in seinem Kasten keine Farben
finden mag, malt er euch einen Hintergrund von Schneebergen, gruenen
Waldwiesen mit allerlei Vieh; das ist _pro primo_ die Schweiz. Dann einen
Krieger neuerer Zeit mit schlanker Taille von acht Zollen, etwas bleich (er
hat den Freiheitskrieg mitgemacht), das ei
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