gute Gesellschaft gehen sollen. Sie treten leise auf,
sie wissen mit sicherem Fusse die breiten Steine herauszufinden und treten
reinlich in den Hausflur, waehrend Menschen wie Clauren, wilden Jungen oder
Schweinen gleich, durch dick und duenn laufen und, nicht zufrieden, sich
selbst beschmutzt zu haben, die Voruebergehenden besudeln und mit Kot
bespritzen.
Noch gibt es, Gott sei es gedankt, solcher reinlichen Leute genug in
unserer Literatur, gibt es der Maenner viele, die mit Wahrheit und Wuerde
jene Anmut, jene Laune verbinden, die euch in trueben Stunden freundlich zu
Hilfe kommt. Oder solltet ihr vergessen haben, dass uns ein Goethe, ein
Jean Paul, ein Tieck, ein Hoffmann Erzaehlungen gaben, die sich mit jeder
Dichtung des Auslandes messen koennen? Hat euch der Vergissmeinnicht-Mann
so gaenzlich gefesselt, dass ihr die schoenen Blueten zahlreicher anderer
Erzaehler nicht einmal vom Hoerensagen kennt? Freilich, diese Maenner
verschmaehten es, ihre Blumen am Sumpf zu brechen oder ihre Farben mit dem
Wasser einer Pfuetze zu mischen; sie fuehlten, dass der Entwurf ihrer
Gemaelde anziehend und interessant, dass die Stellung der Gruppen nach
natuerlichen Gesetzen zu ordnen sei, dass selbst das Neue, Ueberraschende
angenehm fuer das Auge sein muesse. Zeichnung der Landschaft, nicht der
Spiegel und Sofas, Schilderung der Charaktere, nicht der Huete und
Gewaender, der Geist einer Jungfrau, nicht der ueppige Bau ihrer Glieder
war ihnen die Hauptsache. Und darum koennen wir auch ihre Bilder, wie jedes
gute Buch, alle Jahre mit erneuertem Vergnuegen lesen, waehrend uns der
_Beruehmte_ schon nach der ersten Viertelstunde anekelt.
Man hat in neuerer Zeit in Frankreich und England angefangen, unsere
Literatur hochzuschaetzen. Die Englaender fanden einen Ernst, eine Tiefe,
die ihnen bewunderungswuerdig schien. Die Franzosen fanden eine Anmut, eine
Natuerlichkeit in gewissen Schilderungen und Gemaelden, die sie selbst bei
ihren ersten Geistern selten fanden. Faust, Goetz und so manche herrliche
Dichtung Goethes sind ins Englische uebertragen worden, seine Memoiren
entzuecken die Pariser, Tiecks und Hofsmanns Novellen fanden hohe Achtung
ueber dem Kanal, und Talma ruestet sich, Schillers tragische Helden seiner
Nation vor das Auge zu fuehren. Wir Deutschen handelten bisher von jenen
Laendern ein, ohne unsere Produkte dagegen ausfuehren zu koennen. Mit Stolz
duerfen wir sagen, dass die Zeit dieses einseitigen Handels vorueber ist.
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