Aber muessen wir nicht erroeten, wenn es endlich einem ihrer Uebersetzer,
aufmerksam gemacht durch den Ruhm des Mannes, einfaellt, ein
"Vergissmeinnichtchen" ueber ein Baendchen von "Scherz und Ernst" zu
uebertragen? Mit Recht koennt' er in einer pompoesen Anzeige sagen: "Das
ist jetzt der Mann des Tages in Deutschland, er macht Furor, _den_ muesst
ihr lesen!" Meinet ihr etwa, man sei dort auch so nachsichtig gegen
Laecherlichkeit und Gemeinheit, um diese Geschichtchen nur ertraeglich zu
finden? Welchen Begriff werden gebildete Nationen von unserem soliden
Geschmack bekommen, wenn sie den ganzen Apparat einer Tafel oder ein
Maedchen mit eigentuemlichen Kunstausdruecken anatomisch beschrieben
fanden? Oder, wenn der Uebersetzer in unserem Namen erroetet, wenn er alle
jene obszoenen Beiworte, alle jene kleinlichen Schnoerkel streicht und nur
die interessante Novelle gibt, wie Herr N. die Demoiselle N. N. heiratet,
was wird dann uebrig sein?
Schneidet einmal dieser Puppe ihre kohlrabenschwarzen Ringelloeckchen ab,
presst ihr die funkelnden Liebessterne aus dem Kopfe, reisst ihr die
Perlenzaehne aus, schnallet den Schwanenhals nebst Marmorbusen ab, leget
Schals, Huete, Federn, Unter- und Oberroeckchen, Korsettchen _et cetera_ in
den Kasten, so habt ihr dem lieben, herrlichen Kinde die _Seele_ genommen,
und es bleibt euch nichts als ein hoelzerner Kadaver, das Knochengerippe
von Freund Heun!
Und wenn ihr euch nicht vor fremden Nationen schaemet, wenn ihr ueber das
deutsche Publikum nicht erroeten koennet, so erroetet vor euch selbst!
Schaemet euch, ihr Maenner, wenn ihr eure Langweile nicht anders toeten
koennet als mit Hilfe dieses Clauren! Schaemet euch, ihr Frauen, wenn ihr
Gefallen finden koennet an dieser niedrigsten Darstellung eures
Geschlechtes! Schaemet euch, ihr Juenglinge, wenn ihr wahre Liebe in diesem
Handbuche der Sinnlichkeit wiederfinden wollet! Erroetet, wenn ihr es in
seiner Schule nicht verlernt habt, erroetet vor euch selbst, ihr
Jungfrauen, eure Phantasie mit diesen luesternen Bildern zu schmuecken! Es
gibt eine moralische Keuschheit, eine holde, erhabene Jungfraeulichkeit der
Seele. Man darf darauf rechnen, dass ein Maedchen sie verloren hat, wenn
sie Claurens Erzaehlungen gelesen.
Ueberlasset seine Schilderungen Dirnen, an welchen nichts mehr zu verlieren
ist. Man wird es ihnen so wenig uebelnehmen, wenn sie ihn lesen, als den
Handwerksburschen, wenn sie auf der Strasse unzuechtige Lieder singen.
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