Was ist Rumford gegen einen solchen Mann? sprach ich zu mir. Jener bereitet
aus alten Knochen kraeftige Suppen fuer Arme und Kranke; ist aber hier
nicht mehr als Rumford und andere? Speist und traenkt er nicht durch eine
einzige Auflage des "Vergissmeinnicht" fuenftausend Mann? Wenn nur die
Phantasie des gemeinen Mannes etwas hoeher ginge, wie wohlfeil koennte man
Spitaeler, ja sogar Armeen verproviantieren! Der Spitalvater oder der
respektive Leutnant naehme das "Vergissmeinnicht" zur Hand, liesse seine
Kompanie Hungernder antreten, liesse sie trockenes Kommisbrot speisen und
wuerde ihnen einige Tafelseiten aus Clauren vorlesen.
Doch von solchen Torheiten sollte man nicht im Scherz sprechen; sie
verdienen es nicht; denn wahrer, bitterer Ernst ist es, dass solche
Niedertraechtigkeit, solche Wirtshauspoesie, solche Dichtungen _a la
carte_, wenn sie ungeruegt jede Messe wiederkehren duerfen, wenn man den
gebildeten Poebel in seinem Wahn laesst, als waere dies das Manna, so in
der Wueste vom Himmel faellt, die Wuerde unserer Literatur vor uns selbst
und dem Auslande, vor Mit- und Nachwelt schaenden!
Doch ich komme, meine verehrten Zuhoerer, noch auf einen andern Punkt, den
man weniger Ingredienz oder Zutat, sondern _Sauce piquante_ nennen koennte;
das ist die _Sprache_. Man wirft nicht mit Unrecht den Schwaben und
Schweizern vor, dass sie nicht sprechen, wie sie schreiben; aber
wahrhaftig, es gereicht H. Clauren zu noch groesserem Vorwurf, dass er so
gemein schreibt, wie er gemein und unedel zu sprechen und zu denken
scheint. Man hat in neuerer Zeit manches verschrobene und verschraenkte
Deutsch lesen muessen; waren es Wendungen aus dem fuenfzehnten Jahrhundert,
waren es Saetze aus einer spanischen Novelle, es wollte sich in unserer
reichen, herrlichen Sprache nicht recht schicken. Ohrzerreissend waren auch
die Kompositionen, die Voss nach Analogie Homer's vornahm; aber man kann
Maenner dieser Art hoechstens wegen ihres schlechten Geschmacks bedauern,
anklagen niemals; denn es lag dennoch ein schoener Zweck ihrem wunderlichen
Handhaben der Sprache zugrunde. Was soll man aber von der geflissentlichen
Gemeinheit sagen, womit der Erfinder der Mimilismanier seine Produkte
einkleidet! Koenig Salomo, wenn er noch lebte, wuerde diesen Menschen mit
einem Freudenmaedchen vergleichen. Sie geht einher im Halbdunkel, angetan
mit koestlichen Kleidern, mit allerlei Flimmer und Federputz auf dem
Haupte. Du redest sie an mit Ehrfurcht; d
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