FREE BOOKS

Author's List




PREV.   NEXT  
|<   198   199   200   201   202   203   204   205   206   207   208   209   210   211   212   213   214   215   216   217   >>  
chichte erzaehlen. Es kam einst ein fremder Mensch in eine Stadt, der sich Zutritt in die gute Gesellschaft zu verschaffen wusste. Dieser Mensch betrug sich von Anfang etwas linkisch, doch so, dass man manche seiner Manieren uebersehen und zurechtlegen konnte. Er hielt sich gewoehnlich zu den Frauen und Maedchen, weil ihm das Gespraech der Maenner zu ernst war, und jene lauschten gerne auf seine Rede, weil er ihnen Angenehmes sagte. Nach und nach aber fand es sich, dass dieser Mensch seiner gemeineren Natur in dieser Gesellschaft wohl nur Zwang angetan hatte; er sprach freier, er schwatzte den Ohren unschuldiger Maedchen Dinge vor, worueber selbst die aelteren haetten erroeten muessen. Wie es aber zu gehen pflegt: das Luesterne reizt bei weitem mehr als das Ernste, Sittliche; zwar mit niedergeschlagenen Augen, aber offnem Ohr lauschten sie auf seine Rede, und selbst manche Zote, die fuer eine Bierschenke derb genug gewesen waere, bewahrten sie in feinem Herzen. Der fremde Mann wuerde der Liebling dieses Zirkels. Es fiel aber den Maennern nach und nach auf, dass ihre Frauen ueber manche Verhaeltnisse freier dachten als zuvor, dass selbst ihre Maedchen ueber Dinge sprachen, die sonst einem unbescholtenen Kinde von fuenfzehn bis sechzehn Jahren fremd sein muessen. Sie staunten, sie forschten nach dem Ursprung dieser schlechten Sitten, und siehe, die Frauen gestanden ihnen unumwunden: "Es ist der liebenswuerdige, angenehme Herr, der uns dieses gesagt hat." Viele der Maenner versuchten es mit Ernst und Warnung, ihn zum Schweigen zu bringen; umsonst, er schuettelte die Pfeile ab und plauderte fort. Die Maenner wussten nicht, was sie tun sollten; denn es ist ja gegen die Sitte der guten Gesellschaft, selbst einen verworfenen Menschen die Treppe hinabzuwerfen. Da versuchte einer einen andern Weg. Er setzte sich unter die Frauen und lauschte mit ihnen auf die Rede des Mannes und merkte sich alle seine Worte, Wendungen, selbst seine Stimme. Und eines Abends kam er, angetan wie jener Verderber, setzte sich an seine Seite, liess ihn nicht zum Worte kommen, sondern erzaehlte den Frauen nach derselben Manier, mit nachgeahmter Stimme, wie es jener Mann zu tun pflegte. Da fanden die Vernuenftigeren wenigstens, wie laecherlich und unsittlich dies alles sei. Sie schaemten sich, und als jener Mensch dennoch in seinem alten Ton fortfahren wollte, wandten sie sich von ihm ab; er aber stand beinahe allein und zog beschaemt von dannen. "Wo Er
PREV.   NEXT  
|<   198   199   200   201   202   203   204   205   206   207   208   209   210   211   212   213   214   215   216   217   >>  



Top keywords:
selbst
 

Frauen

 

Mensch

 

manche

 

dieser

 

Gesellschaft

 

Maedchen

 

Maenner

 

lauschten

 
muessen

setzte

 

angetan

 

Stimme

 

freier

 

seiner

 

dieses

 

angenehme

 
unumwunden
 
liebenswuerdige
 
Menschen

Sitten

 

schlechten

 

verworfenen

 

gestanden

 

plauderte

 

Schweigen

 

bringen

 

Treppe

 
schuettelte
 

Pfeile


wussten
 
Warnung
 

umsonst

 
gesagt
 
versuchten
 
sollten
 

Abends

 

schaemten

 
dennoch
 
seinem

unsittlich
 

fanden

 

Vernuenftigeren

 
wenigstens
 
laecherlich
 

beschaemt

 

dannen

 

allein

 

beinahe

 

fortfahren