gewoehnlichen
Dilettantinnen in der Kunst; er konnte es nicht ausstehen, wenn man
die grellsten, fehlerhaftesten Zeichnungen, wenn sie nur von einer
schoenen Hand waren, "wunderschoen und genial gedacht" fand; er hatte
hundertmal gegen diese Allgemeinheit der Kunst geeifert, wodurch sie
endlich so gemein wuerde, dass ein jeder Sudler ein Raphael oder jede
Dame, die den Baumschlag ein wenig nachmachen konnte, ein Claude
Lorrain wuerde. Aber hier bekam er Respekt; da war nichts uebersudelt
oder schon als Skizze weggeworfen; nein, es war alles mit einem
Fleiss behandelt, mit einer Sorgfalt ausgefuehrt, die man leider
heutzutage selten mehr findet und die man gerade an den groessten
Kunstwerken alter Meister so hoch schaetzen muss.
Des Maedchens traenenschwere Miene, die seit einiger Zeit sie selten
verliess, heiterte sich unwillkuerlich auf, als sie sich von einem so
tiefen Kenner, als welcher der alte Herr sich zeigte, belobt, sogar
bewundert fand; er stiess auf Kartons, zu denen sie sich als
Urheberin bekannte, und sie waren alle meisterhaft; er wandte das
letzte Blatt in der Mappe um und hielt ueberrascht inne; sie wollte
ihm die Zeichnung entreissen, sie bat, sie flehte--es half nichts;
es war ein zu bedeutendes Aktenstueck, als dass er es haette
unbetrachtet aus den Haenden gelassen. Es stellte eine ihm
unbekannte Kirche vor, am Altar stand eine hohe, erhabene Figur--bei
Gott, bis zum Sprechen aehnlich--Emil; der tiefe, wehmuetige Ernst,
der sonst in seinen Zuegen lag, war herrlich aufgefasst und
wiedergegeben. Man fuerchtete, wenn man in diese Zuege sah, ein
namenloses Unglueck zu erfahren, das auf den feinen Lippen schwebte:
zur Seite standen zwei Maenner, wovon er nur den einen kannte, es war
der alte Brktzwisl; auch in diesem, nichts weniger als malerischen
Gesicht war die ehrliche Gutmuetigkeit, die innige, ergebungsvolle
Teilnahme an dem Schicksal seines Herrn trefflich ausgedrueckt;
weiter im Hintergrund sah man zwei Figuren, die, weil sie im Schatten
standen, kaum fluechtig angedeutet waren; doch glaubte er in der einen
die Zeichnerin selbst zu erkennen. An dem Bilde war ausser der
Aehnlichkeit der Gesichter und der gelungenen Anordnung der Gruppen
auch die Verteilung des Lichtes hoechst genial ausgefuehrt; es war
naemlich Nacht in der Kirche, und die Helle ging nur von einer truebe
brennenden Laterne aus, so dass nun die wunderherrlichen Licht- und
Schattenpartien, das Verschweben der Helle im Dunkel auf e
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