n hat. Es gibt bei San Fernando ein paar
Savanen und gute Weiden; man sieht aber kaum sieben oder acht Kuehe darauf,
Ueberbleibsel der ansehnlichen Heerde, welche die Grenzexpedition ins Land
gebracht. Die Indianer sind etwas civilisirter als in den andern
Missionen. Zu unserer Ueberraschung trafen wir einen Schmied von der
eingeborenen Race.
Was uns in der Mission San Fernando am meisten auffiel und was der
Landschaft einen eigenthuemlichen Charakter gibt, das ist die _'Pihiguao'_-
oder _'Pirijao'_-Palme. Der mit Stacheln bewehrte Stamm ist ueber sechzig
Fuss hoch; die Blaetter sind gefiedert, sehr schmal, wellenfoermig und an den
Spitzen gekraeuselt. Hoechst merkwuerdig sind die Fruechte des Baumes; jede
Traube traegt 50 bis 80; sie sind gelb wie Apfel, werden beim Reifen roth,
sind zwei bis drei Zoll dick und der Fruchtkern kommt meist nicht zur
Entwicklung. Unter den 80--90 Palmenarten, die ausschliesslich der neuen
Welt angehoeren und die ich in den _nova genera plantarum aequinoctialium_
aufgezaehlt, ist bei keiner das Fruchtfleisch so ausserordentlich stark
entwickelt. Die Frucht des Pirijao enthaelt einen mehligten, eigelben,
nicht stark suessen, sehr nahrhaften Stoff. Man isst sie wie die Banane und
die Kartoffel, gesotten oder in der Asche gebraten; es ist ein eben so
gesundes als angenehmes Nahrungsmittel. Indianer und Missionaere erschoepfen
sich im Lobe dieser herrlichen Palme, die man die _'Pfirsichpalme'_ nennen
koennte und die in San Fernando, San Balthasar, Santa Barbara, ueberall,
wohin wir nach Sued und Ost am Atabapo und obern Orinoco kamen, in Menge
angebaut fanden. In diesen Landstrichen erinnert man sich unwillkuehrlich
der Behauptung LINNEs, die Palmenregion sey die urspruengliche Heimath
unseres Geschlechts, der Mensch sey eigentlich ein
_'Palmfruchtesser'_.(56) Mustert man die Vorraethe in den Huetten der
Indianer, so sieht man, dass mehrere Monate im Jahr die mehligte Frucht des
Pirijao fuer sie so gut ein Hauptnahrungsmittel ist als der Manioc und die
Banane. Der Baum traegt nur einmal im Jahr, aber oft drei Trauben, also
150--200 Fruechte.
San Fernando de Atabapo, San Carlos und San Francisco Solano sind die
bedeutendsten Missionen am obern Orinoco. In San Fernando, wie in den
benachbarten Doerfern San Balthasar und Javita, fanden wir huebsche
Pfarrhaeuser, mit Schlingpflanzen bewachsen und mit Gaerten umgeben. Die
schlanken Staemme der Pirijaopalme waren in unsern Augen die Hauptzierde
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