n ihren Grenzen dieselben
Portugiesen wieder, die mit ihnen durch Sprache und Gemeindeverfassung
einen der edelsten Reste des roemischen Europa bilden, die aber durch das
Misstrauen, wie es aus Ungleichheit der Kraefte und allzu naher Beruehrung
geflossen, zu einer nicht selten feindseligen, immer aber eifersuechtigen
Macht geworden waren. Geht man von der Kueste von Venezuela (wo, wie in der
Havana und auf den Antillen ueberhaupt, die europaeische Handelpolitik der
taegliche Gegenstand des Interesses ist) nach Sued, so fuehlt man sich mit
jedem Tage mehr und mit wachsender Geschwindigkeit Allem entrueckt, was mit
dem Mutterlande zusammenhaengt. Mitten in den Steppen oder Llanos, in den
mit Ochsenhaeuten gedeckten Huetten inmitten wilder Heerden unterhaelt man
sich von nichts als von der Pflege des Viehs, von der Trockenheit des
Landes, die den Weiden Eintrag thut, vom Schaden, den die Fledermaeuse an
Faersen und Fuellen angerichtet. Kommt man aus dem Orinoco in die Missionen
in den Waeldern, so findet man die Einwohnerschaft wieder mit andern Dingen
beschaeftigt, mit der Unzuverlaessigkeit der Indianer, die aus den Doerfern
fortlaufen, mit der mehr oder minder reichen Ernte der Schildkroeteneier,
mit den Beschwerden eines heissen, ungesunden Klimas. Kommen die Moenche
ueber der Plage der Moskitos noch zu einem andern Gedanken, so beklagt man
sich leise ueber den Praesidenten der Missionen, so seufzt man ueber die
Verblendung der Leute, die im naechsten Capitel den Gardian des Klosters in
Nueva Barcelona wieder waehlen wollen. Alles hat hier ein rein oertliches
Interesse, und zwar beschraenkt sich dasselbe auf die Angelegenheiten des
Ordens, "auf diese Waelder, wie die Moenche sagen, _estas selvas_, die Gott
uns zum Wohnsitz angewiesen." Dieser etwas enge, aber ziemlich truebselige
Ideenkreis erweitert sich, wenn man vom obern Orinoco an den Rio Negro
kommt und sich der Grenze Brasiliens naehert. Hier scheinen alle Koepfe vom
Daemon europaeischer Politik besessen. Das Nachbarland jenseits des
Amazonenstroms heisst in der Sprache der spanischen Missionen weder
Brasilien, noch _Capitania general_ von Gran-Para, sondern *Portugal*; die
kupferfarbigen Indianer, die halbschwarzen Mulatten, die ich von Barcelos
zur spanischen Schanze San Carlos herauskommen sah, sind *Portugiesen*.
Diese Namen sind im Munde des Volkes bis an die Kueste von Cumana, und mit
Behagen erzaehlt man den Reisenden, welche Verwirrung sie im Kopfe eines
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