DE L'ISLE liess in
seiner letzten Zeit den Caqueta sich nicht mehr gabeln, zum grossen Verdruss
LA CONDAMINES; er machte den Putumayo, den Jupura und Rio Negro zu voellig
unabhaengigen Fluessen, und als wollte er alle Aussicht auf eine Verbindung
zwischen Orinoco und Rio Negro abschneiden, zeichnete er zwischen beiden
Stroemen eine hohe Bergkette. Bereits Pater FRITZ hatte dasselbe System und
zur Zeit des Hondius galt es fuer das wahrscheinlichste.
LA CONDAMINEs Reise, die ueber verschiedene Striche Amerikas so viel Licht
verbreitet, hat in die ganze Angelegenheit vom Laufe des Caqueta, Orinoco
und Rio Negro nur noch mehr Verwirrung gebracht. Der beruehmte Gelehrte sah
allerdings wohl, dass der Caqueta (bei Mocoa) der Fluss ist, der am
Amazonenstrom Jupura heisst; dennoch nahm er nicht allein SANSONs Hypothese
an, er brachte die Zahl der Gabeltheilungen des Caqueta sogar auf drei.
Durch die erste gibt der Caqueta einen Arm (den Jaoya) an den Putumayo ab;
eine zweite bildet den Rio Jupura und den Rio Paragua; in einer dritten
theilt sich der Rio Paragua wiederum in zwei Fluesse, den Orinoco und den
Rio Negro. Dieses rein ersonnene System sieht man in der ersten Ausgabe
von D'ANVILLEs schoener Karte von Amerika dargestellt. Es ergibt sich
daraus, dass der Rio Negro vom Orinoco unterhalb der grossen Katarakten
abgeht, und dass man, um an die Muendung des Guaviare zu kommen, den Caqueta
ueber die Gabelung, aus der der Rio Jupura entspringt, hinauf muss. Als LA
CONDAMINE erfuhr, dass der Orinoco keineswegs am Fuss der Anden von Pasto,
sondern auf der Rueckseite der Berge von Cayenne entspringe, aenderte er
seine Vorstellungen auf sehr sinnreiche Weise ab. Der Rio Negro geht jetzt
nicht mehr vom Orinoco ab; Guaviare, Atabapo, Cassiquiare und die Muendung
des Inirida (unter dem Namen Iniricha) erschienen auf D'ANVILLES zweiter
Karte ungefaehr in ihrer wahren Gestalt, aber aus der dritten Gabelung des
Caqueta entstehen der Inirida und der Rio Negro; Dieses System wurde von
Pater CAULIN gut geheissen, auf der Karte von LA CRUZ dargestellt und auf
allen Karten bis zum Anfang des neunzehnten Jahrhunderts copirt. Diese
Namen: Caqueta, Orinoco, Inirida, haben allerdings nicht so viel
Anziehendes, wie die Fluesse im Innern Nigritiens; es knuepfen sich eben
keine geschichtlichen Erinnerungen daran; aber die mannigfaltigen
Combinationen der Geographen der neuen Welt erinnern an die krausen
Zeichnungen vom Laufe des Niger, des weissen Ni
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