kommt meist nur mitten im Bett zu Tage. Faehrt man den Guainia
nach Nordwest hinauf, so wird die Stroemung mit jeder Tagreise reissender.
Die Flussufer sind unbewohnt; erst in der Naehe der Quellen (_las
cavezeras_), im bergigten Land, hausen die Manivas- oder
Poignaves-Indianer. Die Quellen des Inirida (Iniricha) liegen, nach der
Aussage der Indianer, nur 2--3 Meilen von denen des Guainia und es liesse
sich dort ein Trageplatz anlegen. Pater Caulin hoerte in Cabruta aus dem
Munde eines indianischen Haeuptlings Namens Tapo, der Inirida sey sehr nahe
beim Patavita (Paddavida auf der Karte von LA CRUZ), der ein Nebenfluss des
Rio Negro ist. Die Eingeborenen am obern Guainia kennen diesen Namen
nicht, so wenig als den eines Sees (_laguna del Rio Negro_), der auf alten
portugiesischen Karten vorkommt. Dieser angebliche Rio Patavita ist
wahrscheinlich nichts als der Guainia der Indianer in Maroa; denn so lange
die Geographen an die Gabeltheilung des Caqueta glaubten, liessen sie den
Rio Negro aus diesem Arm und einem Flusse entstehen, den sie Patavita
nannten. Nach dem Bericht der Eingeborenen sind die Berge bei den Quellen
des Inirida und Guainia nicht hoeher als der Baraguan, der nach meiner
Messung 120 Toisen hoch ist.
Portugiesische handschriftliche Karten, die in neuester Zeit im
hydrographischen Depot zu Rio Janeiro entworfen worden sind, bestaetigen,
was ich an Ort und Stelle in Erfahrung gebracht. Sie geben keine der vier
Verbindungen des Caqueta oder Japura mit dem Guainia (Rio Negro), dem
Inirida, dem Uaupes (Guapue) und dem Putumayo an; sie stellen jeden dieser
Nebenfluesse als einen unabhaengigen Strom dar; sie lassen den Rio Patavita
weg und setzen die Quellen des Guainia nur 2 deg. 15{~PRIME~} westwaerts vom Meridian
von Javita. Der Rio Uaupes, ein Nebenfluss des Guainia, scheint viel weiter
aus Westen herzukommen als der Guainia selbst; und seine Richtung ist so,
dass kein Arm des Caqueta in den obern Guainia kommen koennte, ohne ihn zu
schneiden. Ich bringe zum Schluss dieser Eroerterung einen Beweis bei, der
direkt gegen die Annahme spricht, nach welcher der Guainia, wie der
Guaviare und der Caqueta, am Ostabhang der Cordilleren der Anden
entspringen soll.
Waehrend meines Aufenthalts in Popayan machte mir der Gardian des
Franciskanerklosters, Fray Francisco Pugnet, ein liebenswuerdiger,
verstaendiger Mann, zuverlaessige Mittheilungen ueber die Missionen der
Adaquies, in denen er lange gelebt hat. Der Pater
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