wahrheitsliebendsten Mannes steht.
Dreissig Jahre nach La Condamine hat ein portugiesischer Astronom, der den
Amazonenstrom und seine noerdlichen Nebenfluesse befahren, RIBEIRO, Alles,
was der gelehrte Franzose vorgebracht, an Ort und Stelle bestaetigt
gefunden. Er fand bei den Indianern dieselben Sagen und sammelte sie desto
unparteiischer, da er selbst nicht an Amazonen glaubt, die eine besondere
Voelkerschaft gebildet haetten. Da ich keine der Sprachen verstehe, die am
Orinoco und Rio Negro gesprochen werden, so konnte ich hinsichtlich der
Volkssagen von den *Weibern ohne Maenner* und der Herkunft der *gruenen
Steine*, die damit in genauer Verbindung stehen sollen, nichts Sicheres in
Erfahrung bringen. Ich fuehre aber ein neueres Zeugniss an, das nicht ohne
Gewicht ist, das des Pater GILI. Dieser gebildete Missionaer sagt: "Ich
fragte einen Quaqua-Indianer, welche Voelker am Rio Cuchivero lebten, und
er nannte mir die Achirigotos, Pajuros und Aikeam-benanos. Da ich gut
tamanakisch verstand, war mir gleich der Sinn des letzteren Wortes klar:
es ist ein zusammengesetztes Wort und bedeutet: *Weiber, die allein
leben*. Der Indianer bestaetigte diess auch und erzaehlte, die Aikeam-benanos
seyen eine Gesellschaft von Weibern, die lange Blaserohre und anderes
Kriegsgeraethe verfertigten. Sie nehmen nur einmal im Jahre Maenner vom
anwohnenden Stamme der Vokearos bei sich auf und machen ihnen zum Abschied
Blaserohre zum Geschenk. Alle maennlichen Kinder, welche in dieser
Weiberhorde zur Welt kommen, werden ganz jung umgebracht." Diese
Geschichte erscheint wie eine Copie der Sagen, welche bei den Indianern am
Maragnon und bei den Caraiben in Umlauf sind. Der Quaqua-Indianer, von dem
Pater Gili spricht, verstand aber nicht spanisch; er hatte niemals mit
Weissen verkehrt und wusste sicher nicht, dass es suedlich vom Orinoco einen
andern Fluss gibt, der der Fluss der Aikeam-benanos oder der Amazonen heisst.
Was folgt aus diesem Bericht des alten Missionaers von Encaramada?
Keineswegs, dass es am Cuchivero Amazonen gibt, wohl aber, dass in
verschiedenen Landstrichen Amerikas Weiber, muede der Sklavendienste, zu
denen die Maenner sie verurtheilen, sich wie die fluechtigen Neger in ein
*Palenque* zusammengethan; dass der Trieb, sich die Unabhaengigkeit zu
erhalten, sie kriegerisch gemacht; dass sie von einer befreundeten Horde in
der Naehe Besuche bekamen, nur vielleicht nicht ganz so methodisch als in
der Sage. Ein solcher Weiberver
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