ng, die andere im obern Flussgebiet
sitzt, so faellt es den Kartenzeichnern sehr schwer, genaue Erkundigungen
einzuziehen. Die periodischen Ueberschwemmungen, besonders aber die
Trageplaetze, ueber die man die Canoes von einem Nebenfluss zum andern
schafft, dessen Quellen in der Naehe liegen, verleiten zur Annahme von
Gabelungen und Verzweigungen der Fluesse, die in Wahrheit nicht bestehen.
Die Indianer in den portugiesischen Missionen zum Beispiel schleichen sich
(wie ich an Ort und Stelle erfahren) einerseits auf dem Rio Guaicia und
Rio Tomo in den spanischen Rio Negro, andererseits ueber die Trageplaetze
zwischen dem Cababuri, dem Pasimoni, dem Idapa und dem Mavaca in den obern
Orinoco, um hinter Esmeralda den aromatischen Samen des Pucherylorbeers zu
sammeln. Die Eingeborenen, ich wiederhole es, sind vortreffliche
Geographen; sie umgehen den Feind trotz der Grenzen, wie sie auf den
Karten gezogen sind, trotz der Schanzen und Estacamentos, und wenn die
Missionaere sie von so weither, und zwar in verschiedenen Jahreszeiten
kommen sehen, so machen sie sich daran, Hypothesen ueber vermeintliche
Flussverbindungen zu schmieden. Jeder Theil hat ein Interesse dabei, nicht
zu sagen, was er ganz gut weiss, und der Hang zu allem Geheimnissvollen, der
bei rohen Menschen so gemein und so lebendig ist, thut das Seinige dazu,
um die Sache im Dunkeln zu lassen. Noch mehr, die verschiedenen
Indianerstaemme, welche dieses Wasserlabyrinth befahren, geben den Fluessen
ganz verschiedene Namen, und diese Namen werden durch Endungen, welche
"Wasser, grosses Wasser, Stroemung" bedeuten, unkenntlich gemacht und
verlaengert. Wie oft bin ich beim nothwendigen Geschaeft, die Synonymie der
Fluesse ins Reine zu bringen, in groesster Verlegenheit gewesen, wenn ich die
gescheitesten Indianer vor mir hatte und sie mittelst eines Dolmetschers
ueber die Zahl der Nebenfluesse, die Quellen und die Trageplaetze befragte!
Da in derselben Mission drei, vier Sprachen gesprochen werden, so haelt es
sehr schwer, die Aussagen in Uebereinstimmung zu bringen. Unsere Karten
wimmeln von willkuerlich abgekuerzten oder entstellten Namen. Um
herauszubringen, was darauf richtig ist, muss man sich von der
geographischen Lage der Nebenfluesse, fast moechte ich sagen von einem
gewissen etymologischen Takt leiten lassen. Der Rio Uaupe oder Uapes der
portugiesischen Karten ist der Guapue der spanischen und der Ucayari der
Eingeborenen. Der Anava der aelteren Geographen ist A
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