RROWSMITHs Anauahu,
und der Unanauhau oder Guanauhu der Indianer. Man liess nicht gerne einen
leeren Raum auf den Karten, damit sie recht genau aussehen moechten, und so
erschuf man Fluesse und legte ihnen Namen bei, ohne zu wissen, dass
dieselben nur Synonyme waren. Erst in der neuesten Zeit haben die
Reisenden in Amerika, in Persien und Indien eingesehen, wie viel darauf
ankommt, dass man in der Namengebung correkt ist. Liest man die Reise des
beruehmten RALEGH, so ist es eben nicht leicht, im See Mrecabo den See
Maracaybo und im Marquis Paraco den Namen Pizarros, des Zerstoerers des
Reichs der Incas, zu erkennen.
Die grossen Nebenfluesse des Amazonenstroms heissen, selbst bei den
Missionaeren von europaeischer Abstammung, in ihrem obern Lauf anders als im
untern. Der Jca heisst weiter oben Putumayo; der Jupura fuehrt seinen
Quellen zu den Namen Caqueta. Wenn man in den Missionen der Andaquies sich
nach dem wahren Ursprung des Rio Negro umsah, so konnte diess um so weniger
zu etwas fuehren, da man den indianischen Namen des Flusses nicht kannte.
In Javita, Maroa und San Carlos hoerte ich ihn *Guainia* nennen. SOUTHEY,
der gelehrte Geschichtschreiber Brasiliens, den ich ueberall sehr genau
fand, wo ich seine geographischen Angaben mit dem, was ich selbst aus
meinen Reisen gesammelt, vergleichen konnte, sagt ausdruecklich, der Rio
Negro heisse auf seinem untern Laufe bei den Eingeborenen Guiari oder
Curana, aus seinem obern Lauf *Ueneya*. Das ist soviel wie Gueneya statt
Guainia; denn die Indianer in diesen Landstrichen sprechen ohne
Unterschied Guanaracua und Uanaracua, Guarapo und Uarapo. Aus dem
letzteren haben HONDIUS [Auf seiner Karte zu Raleghs Reise.] und alle
alten Geographen durch ein komisches Missverstaendniss ihren _'Europa
fluvius'_ gemacht.
Es ist hier der Ort, von den Quellen des Rio Negro zu sprechen, ueber
welche die Geographen schon so lange im Streit liegen. Diese Frage
erscheint nicht allein darum wichtig, weil es sich vom Ursprung eines
maechtigen Stromes handelt, was ja immer von Interesse ist; sie haengt mit
einer Menge anderer Fragen zusammen, mit den angeblichen Gabelungen des
Caqueta, mit den Verbindungen zwischen dem Rio Negro und dem Orinoco, und
mit dem *oertlichen Mythus* vom Dorado, frueher Enim oder das Reich des
Grossen Paytiti geheissen. Studirt man die alten Karten dieser Laender und
die Geschichte der geographischen Irrthuemer genau, so sieht man, wie der
Mythus vom Dorado mit den
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