ie Gestalt der Baeume am
Ufer. Bei Tage hat man von den Moskitos nicht mehr zu leiden; die Schnaken
mit langen Fuessen (_zancudos_) werden bei Nacht sehr selten, ja oberhalb
der Mission San Fernando verschwinden diese Nachtinsekten ganz. Das Wasser
des Orinoco ist truebe, voll erdigter Stoffe, und in den Buchten hat es
wegen der vielen todten Krokodile und anderer faulender Koerper einen
bisamartigen, suesslichten Geruch. Um dieses Wasser trinken zu koennen,
mussten wir es nicht selten durch ein Tuch seihen. Das Wasser des Atabapo
dagegen ist rein, von angenehmem Geschmack, ohne eine Spur von Geruch, bei
reflektirtem Licht braeunlich, bei durchgehendem gelblich. Das Volk nennt
dasselbe "leicht," im Gegensatz zum trueben, schweren Orinocowasser. Es ist
meist um 2 deg., der Einmuendung des Rio Temi zu um 3 deg. kuehler als der obere
Orinoco. Wenn man ein ganzes Jahr lang Wasser von 27--28 Grad
[22 deg.,4--22 deg.,8 Reaumur] trinken muss, hat man schon bei ein paar Graden
weniger ein aeusserst angenehmes Gefuehl. Diese geringere Temperatur ruehrt
wohl daher, dass der Fluss nicht so breit ist, dass er keine sandigten Ufer
hat, die sich am Orinoco bei Tag auf 50 Grad erhitzen, und dass der
Atabapo, Temi, Tuamini und der Rio Negro von dichten Waeldern beschattet
sind.
Dass die schwarzen Wasser ungemein rein seyn muessen, das zeigt ihre
Klarheit und Durchsichtigkeit und die Deutlichkeit, mit der sich die
umgebenden Gegenstaende nach Umriss und Faerbung darin spiegeln. Auf 20--30
Fuss tief sieht man die kleinsten Fische darin und meist blickt man bis auf
den Grund des Flusses hinunter. Und dieser ist nicht etwa Schlamm von der
Farbe des Flusses, gelblich oder braeunlich, sondern blendend weisser Quarz-
und Granitsand. Nichts geht ueber die Schoenheit der Ufer des Atabapo; ihr
ueppiger Pflanzenwuchs, ueber den Palmen mit Federbuschlaub hoch in die Luft
steigen, spiegelt sich im Fluss. Das Gruen am reflektirten Bilde ist ganz so
satt als am direkt gesehenen Gegenstand, so glatt und eben ist die
Wasserflaeche, so frei von suspendirtem Sand und organischen Truemmern, die
auf der Oberflaeche minder heller Fluesse Streifen und Unebenheiten bilden.
Wo man vom Orinoco abfaehrt, kommt man, aber ohne alle Gefahr, ueber mehrere
kleine Stromschnellen. Mitten in diesen _Raudalitos_ ergiesst sich, wie die
Missionaere annehmen, der Atabapo in den Orinoco. Nach meiner Ansicht
ergiesst sich aber der Atabapo vielmehr in den Guaviare, und diesen
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