machen. "Die guten Leute,"
sagte der Missionaer, "lieben Processionen nur im Freien. Juengst beim Fest
meines Dorfpatrons, des heiligen Antonius, wohnten die Indianer von
Inirida der Messe bei. Da sagten sie zu mir: "Euer Gott schliesst sich in
ein Haus ein, als waere er alt und krank; der unsrige ist im Wald, auf dem
Feld, auf den Sipapubergen, woher der Regen kommt." Bei zahlreicheren und
eben desshalb weniger barbarischen Voelkerschaften bilden sich seltsame
religioese Vereine. Ein paar alte Indianer wollen in die goettlichen Dinge
tiefer eingeweiht seyn als die andern, und diese haben das beruehmte
*Botuto* in Verwahrung, von dem oben die Rede war, und das unter den
Palmen geblasen wird, damit sie reichlich Fruechte tragen. An den Ufern des
Orinoco gibt es kein Goetzenbild, wie bei allen Voelkern, die beim
urspruenglichen Naturgottesdienst stehen geblieben sind; aber der *Botuto*,
die heilige Trompete, ist zum Gegenstand der Verehrung geworden. Um in die
Mysterien des Botuto eingeweiht zu werden, muss man rein von Sitten und
unbeweibt seyn. Die Eingeweihten unterziehen sich der Geisselung, dem
Fasten und andern angreifenden Andachtsuebungen. Dieser heiligen Trompeten
sind nur ganz wenige und die altberuehmteste befindet sich auf einem Huegel
beim Zusammenfluss des Tomo mit dem Rio Negro. Sie soll zugleich am Tuamini
und in der Mission San Miguel de Davipe, zehn Meilen weit, gehoert werden.
Nach Pater Ceresos Bericht sprechen die Indianer von diesem Botuto am Rio
Tomo so, als waere derselbe fuer mehrere Voelkerschaften in der Naehe ein
Gegenstand der Verehrung. Man stellt Fruechte und berauschende Getraenke
neben die heilige Trompete. Bald blaest der Grosse Geist (Cachimana) selbst
die Trompete, bald laesst er nur seinen Willen durch den kund thun, der das
heilige Werkzeug in Verwahrung hat. Da diese Gaukeleien sehr alt sind (von
den Vaetern unserer Vaeter her, sagen die Indianer), so ist es nicht zu
verwundern, dass es bereits Menschen gibt, die nicht mehr daran glauben;
aber diese Unglaeubigen aeussern nur ganz leise, was sie von den Mysterien
des Botuto halten. Die Weiber duerfen das wunderbare Instrument gar nicht
sehen; sie sind ueberhaupt von jedem Gottesdienste ausgeschlossen. Hat eine
das Unglueck, die Trompete zu erblicken, so wird sie ohne Gnade umgebracht.
Der Missionaer erzaehlte uns, im Jahr 1798 habe er das Glueck gehabt, ein
junges Maedchen zu retten, der ein eifersuechtiger, rachsuechtiger Liebhaber
Schu
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