nt hat dieses Stueck Land als die Provence
der Provence bezeichnet. Seine Vegetation ist ueppig. Kiefern und
immergruene Eichen decken die Hoehen; die Abhaenge werden von maechtigen
Kastanienbaeumen beschattet, deren Fruechte in ganz Frankreich als "_Marrons
de Lyon_" beliebt sind. Hier und dort streckt auch eine Palme ihr
schlankes Haupt ueber eine Mauer hervor; doch man sieht es ihr an, dass sie
oft vom Winde gepeitscht wird. Den Ufern der Baeche folgen
Oleanderstraeucher und Vitexbuesche. Mit den schoenen Bluethen des Oleanders
schmueckten sich und schmuecken sich heute noch in Griechenland auf dem
Lande die Frauen, auch benutzt man bei uns Oleanderblaetter zur Verzierung
der Speisen, waehrend thatsaechlich der Milchsaft dieser Pflanze ziemlich
giftig ist. Von dem schmalblaetterigen Vitexstrauch hiess es einst, dass er
die Sinnlichkeit unterdruecke, daher erhielt er seinen keuschen Namen:
_Vitex agnus castus_. Die atheniensischen Frauen bestreuten mit
Vitexblaettern ihre Ruhelager zur Zeit der Thesmophorien, jenen mysterioesen
Festen zu Ehren der Goettin Demeter, von denen alle Maenner ausgeschlossen
waren. Heute scheint der _Vitex agnus castus_ seine frueheren Kraefte
eingebuesst zu haben; nur seine scharf gewuerzhaften Steinfruechte gebraucht
man im Sueden noch haeufig als Pfeffer. Der Oleander hat sich sogar einem
noch weniger poetischen Verlangen anbequemen muessen, denn die Landleute um
Nizza benuetzen seine gepulverte Rinde, um Ratten und Maeuse zu vertreiben.
Im Hotel Continental zu St. Tropez wird noch nach alter Art gelebt. Guter
Tischwein steht zu gemeinsamer Benutzung auf der Tafel. Man fragt den
Nachbar erst, ob er zu trinken wuenscht, bevor man sich selbst einschenkt.
Das Dienstpersonal wird in einige Verwirrung versetzt, wenn man nach der
Weinkarte verlangt. - Da figurirten als Vorspeisen bei der Mahlzeit ausser
Salami, Oliven, Sardinen und anderen allgemein europaeisch gewordenen
Dingen, auch Seeigel, ein Leckerbissen, den ich bisher an keiner
regelrechten "_table d'hote_" gesehen hatte, und den ich auch gerne
Anderen ueberlasse; er dient mir nur als Beweis, dass der Mensch das aergste
aller Raubthiere ist. Da werden Tausende weiblicher Seeigel gefangen,
aufgebrochen und im Grunde genommen vergeudet: man wirft den ganzen Koerper
fort und verzehrt nur das Bisschen Eierstoecke. Dabei wird eine ungezaehlte
Brut zerstoert. Diesen orangerothen, faden Schleimmassen konnten wir keinen
Geschmack abgewinnen; doc
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