esten deckt uns
das Thal von Frejus, hinter ihm thuermt sich das Maurengebirge in
sammetgruenen Farben auf. Das Auge folgt der Kueste bis zu den goldenen
Inseln. Im Osten liegt vor uns der Golf de la Napoule und Cannes fast in
greifbarer Naehe. Die Inseln von Lerin tauchen gruen wie Smaragde hervor aus
der goldigen Fluth. Wir sehen sie jetzt alle zu einer leuchtenden Gruppe
vereinigt, voran die Insel St. Honorat, dann St. Marguerite, und neben
St. Honorat im Osten, nur als dunkler Streifen, die kleine St. Fereol;
dahinter taucht das Cap d'Antibes seine belaubten Ufer in die Fluthen; es
springt so weit vor in die See, als wollte es dieses eine Meer in zwei
Meere theilen. Jenseits der Baie des Anges, der breiten Engelsbucht,
glaenzt das weisse Nizza im Halbkreis an gruenen Huegelketten, und dann
erheben sich Berge hinter Bergen, bis jenseits Bordighera die Umrisse der
Kueste verschwimmen.
Auf Castor machte dieses Bild keinen Eindruck. Er beschnueffelt sorgsam die
Steine, auf welchen, den Ueberresten nach zu schliessen, von frueheren
Touristen manches Fruehstueck verzehrt worden ist. Sicherlich strengt er
seine Einbildungskraft an, um die einzelnen "Menus" zu reconstruiren, -
dann gaehnt er zu wiederholten Malen, streckt sich aus und schlaeft. -
Stunden vergingen, bevor wir uns entschlossen, den Abstieg anzutreten.
X.
Den Pic d'Aurelle durften wir nicht unbeachtet lassen, ihn, unseren
naechsten Nachbar. Wir mussten denselben besteigen, waere es auch nur jenem
Aurelius zu Ehren, nach welchem er den Namen fuehrt. Was fuer ein Aurelius
das ist, dessen Name durch jenen Fels wie durch die alte roemische Strasse
verewigt wird, das laesst sich freilich nicht mit Sicherheit sagen. Die
Wahrscheinlichkeit spricht fuer Cajus Aurelius Cotta, weil er den Plan zu
dieser grossen Strasse entwarf und deren Bau auch, von Rom aus, im Jahre 241
vor Christus begann. Die Strasse soll er aber nur eine kurze Strecke weit
ausgebaut haben; sie wurde dann von Aurelius Scaurus ueber Pisa und Savona
fortgesetzt, von Julius Caesar endlich bis zum heutigen Arles gefuehrt.
Wir stiegen vom Hotel geradeaus in die Hoehe, ueberschritten in gewohnter
Weise den Bahnkoerper und erreichten bald einen breiten Weg, der in
westlicher Richtung den Berg umkreist. Diesem Weg mussten wir laengere Zeit
folgen, immer das gruene Thal vor Augen, das den Pic d'Aurelle vom Cap Roux
trennt. An dem noerdlichen Abhang des Cap Roux profi
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