r die umfassendste Aussicht auf die Alpenkette
bietet.
Von dem Wege am Wasserkanal kann man alle jene Huegel ersteigen, welche Le
Cannet von Vallauris trennen. Von da oben sieht man jenseits von Mougins,
am Fuss der grauen Kalkalpen, Grasse im Sonnenlichte glaenzen; unten im
Kessel, nach Osten zu, breitet sich Vallauris aus. Weiter sieht man Golfe
Jouan, Antibes, Nizza, die Kueste bis in neblige Fernen und oberhalb der
Berge die Vallauris schuetzen, als herrlichsten Abschluss des Bildes, die
Schneemassen um den Col di Tenda. Dort baut Italien seit Jahren eine
Eisenbahn, welche Turin mit Ventimiglia verbinden soll. Die Bahn ist
fertig von Turin bis zum noerdlichen Abhang des Passes, dem Orte Limone.
Unter dem Col di Tenda laeuft jetzt schon ein langer Tunnel, der den
Verkehr der Wagen erleichtert. Dann beginnt das Thal der Roja, das bei
Ventimiglia das Meer erreicht. Der mittlere Theil dieses Thales ist im
Besitze Frankreichs. Ihn soll die Bahn umgehen, und das verursacht
bedeutende Kosten. Daher die Arbeiten langsam fortschreiten und die
Vollendung der Bahn sich noch kaum absehen laesst. Einst wird diese Bahn ein
herrliches Stueck Land dem Verkehr eroeffnen; denn die Gola di Gandarena, in
welcher die Roja zwischen himmelstuermenden Felsenmauern fliesst, ist nicht
minder grossartig wie die Via mala. Bis jetzt war dieser gewaltige Engpass,
einer der imposantesten der Alpen, nur Jenen bekannt, welche den kleinen
Badeort St. Dalmazzo di Tenda zur warmen Jahreszeit besuchten, oder die es
gar unternahmen, allen Schneemassen zum Trotz, schon im Fruehjahr die Fahrt
ueber den Col di Tenda zu unternehmen. Das haben wir einmal gethan und
einen unvergesslichen Eindruck davon getragen. Ist einmal die Bahn von
Cuneo bis Ventimiglia in Betrieb, dann bildet sie zugleich die kuerzeste
Verbindung zwischen der suedlichen Schweiz und den Kurorten der Riviera di
Ponente. Die Strasse ueber den Col di Tenda ist aber die aelteste, die jemals
den Gallischen Strand mit den Ebenen des noerdlichen Italien verband. Sie
existirte schon tausend Jahre vor Christus, zaehlt somit jetzt
achtundzwanzig Jahrhunderte und hiess die tyrrhenische Strasse.
Der Ort Vallauris, so unscheinbar er auch ist, hat es verstanden, jetzt
eine gewisse Beruehmtheit zu erlangen. Er dankt sie seinem farbigen
Halbporzellan, seinen "_Faiences d'art_", die nicht nur an der Riviera,
sondern in allen groesseren europaeischen Staedten jetzt die Schaufenster der
Laeden zieren. Es
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