2 in einem derselben sehr behagte. Er und "die gute Hausfrau"
waren zu Fuss ueber das Esterel acht Stunden lang bis nach Cannes gewandert
und kamen dort recht ermuedet in den heissen Mittagsstunden an. Darauf hin
schreibt Schubert: "Wohler und erquicklicher zu Muthe ist es wohl der
guten Hausfrau, auf dieser ganzen Reise, bei keinem anderen Mittagessen
und in keinem anderen Wirthshause gewesen, als in dem buergerlichen, fuer
uns daher sehr passenden Wirthshause zu Cannes. Es war das Haeuslein gleich
eins der ersten in der Haeuserreihe am Meeresstrande hin. Zwar zu der
oberen Etage, welche fast nur aus dem Zimmer bestand, in welchem wir assen,
fuehrte keine Marmorstiege, sondern eine hoelzerne Treppe von aussen empor,
es stieg sich aber eben so schnell daran hinauf, als auf einer steinernen;
der Balcon, an dessen geoeffnete Thuer wir uns hinsetzten, hatte zwar weder
eiserne noch bronzene Umzaeunung, sondern nur bretterne, die Aussicht von
ihm hinaus auf das unter uns brandende Meer war aber eben so weit und
lieblich als von einem steinernen." "Junge Huehnlein, seit wenigen Tagen
erst aus dem Ei gekrochen, die mit ihrer Alten da im Speisesaal und auf
dem Balcon herumliefen, pickten die Kruemlein von Weissbrod zusammen, die
ihnen die Hausfrau auf den Boden streute." Dann aber, nachdem wir uns an
einem trefflichen Mahl gesaettigt und ausgeruht, "verliessen wir -
Strickbeutel und Pflanzenmappe unter dem Arme - unseren Balcon mit der
lieblichen Meeresaussicht und die gutmuethigen, billigen Wirthsleute und
zogen unter den schattigen Baeumen der Allee, neben dem anbrandenden Meere
hinaus auf die Strasse nach Antibes."
Da war es in der That anders in Cannes als jetzt! Den Anfang zu seiner
jetzigen Groesse verdankt Cannes einem Zufall. Im Jahre 1834, als die
Cholera im ganzen Norden von Europa herrschte, sperrte sich Italien gegen
dieselbe durch einen Grenzcordon ab. Reisende, die aus Frankreich an diese
Kueste kamen, mussten mehrere Tage in dem seuchenfreien Cannes verweilen,
bevor sie die Grenze am Var ueberschreiten durften. Unter den Reisenden
befand sich auch Lord Brougham, der das Amt eines Lord-Kanzlers von
England vor Kurzem niedergelegt hatte und durch den Tod seiner geliebten
Tochter tief gebeugt, nach Italien eilte. Ihm gefiel dieser Ort, an dem er
nun unfreiwillig verweilen musste, so sehr, dass er sich entschloss, an
demselben zu bleiben. Er liess sich in Cannes nieder und erbaute auf seiner
Besitzung das Schloss Eleo
|