entfaltet. Bei jeder Windung des Weges ragen neue Felsen aus dem Meer
hervor, immer anders geformt, in unerschoepflichem Wechsel. Ueberall die
anbrausenden Wogen mit ihrem Silberrand, hier von tiefem Blau, dort von
hellem Gruen, dort wieder in violetten Toenen; dann ploetzlich voruebereilende
Fischerbarken, grell beleuchtet im lichten Schein der Sonne. Die Ruder
tauchen wie in fluessiges Metall, und funkelnde Tropfen fallen von ihnen in
das Meer zurueck. Weite Blicke oeffnen sich ueber die Kueste: hier Monte
Carlo, sanft vom Meere aufsteigend, dort Monaco auf seinem steilen Fels,
darueber, wie auf Wache, die riesige "Tete de Chien". Ganz in der Naehe
liegt am Bergesabhang das Felsennest Roccabruna, in Orangenhaine gehuellt,
umrahmt von Cypressen und Carouben. So laesst sich hier genussreich am fruehen
Morgen wandern, da die Sonne noch im Osten steht, im Schatten der Baeume
und des steil aufsteigenden Caps; felsauf, felsab, einmal dicht am Meere,
dann ueber demselben, dann wieder am Strand, wo die Welle bis zu den Fuessen
rollt. Doch gilt es frueh aufzubrechen, denn das Cap ist nicht rein
suedlich, sondern suedwestlich gerichtet, und bald beginnen die Strahlen der
Sonne auch den westlichen Abhang zu streifen. Da stellt sich aber der
erwuenschte Schatten am oestlichen Strande ein. Zwischen der staubigen
Strasse und dem Meere liegt ein Felsenstreifen, auf dem Kiefern wachsen,
und wo man, von Staub nicht belaestigt, ruhen kann. Auch hier ist der
Strand tief zerklueftet und bildet einen bewegten Vordergrund fuer das Bild,
das sich jenseits der Bucht entfaltet. Die Kiefern neigen sich vor ueber
die Felsen, strecken ihre Kronen dem Meer entgegen und fassen hier das
weisse Mentone, dort die hohen Gipfel ueber demselben, dort wieder La
Mortola oder Bordighera ein in ihr gruenes Laub. Oft stundenlang sassen wir
auf diesen Felsen, ein Buch in der Hand, blickten auch haeufig ueber
dasselbe hinweg, hinaus in die blaue Fluth. Zeitweise waren es auch
Fischer, die unsere Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Sie spaeheten in der
Naehe den Fischen nach. Einer sass oben ueber dem Felsen auf einem Gestell
aus drei verbundenen Stangen und schaute unablaessig in die Tiefe. Andere
lagerten in einem Boot, bereit auf ein gegebenes Zeichen die Netze zu
heben. Die Netze waren an einem leeren, quergestellten Boote befestigt und
bildeten ein Dreieck, das an einer Seite offen stand. Erblickte der Spaeher
Fische, die in das Dreieck eingeschwommen waren, so
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