ueber die blaue Kueste. Ganz besonders grossartig
erschienen in diesem Fruehjahr die Seealpen. Der Schnee reichte tief an
denselben hinab. Man waehnte oft Bilder aus dem Berner Oberland vor Augen
zu haben, doch leuchtender, getaucht in den Glanz der italienischen Sonne.
So weilte ich denn mit Vorliebe unter den Aleppo-Kiefern oben auf den
Hoehen von "_la Maure_"; doch mied ich grundsaetzlich das "_Observatoire_",
den officiellen Aussichtspunkt, auf welchen am Nachmittag, auf staubiger
Strasse, die Wagen durch muede Pferde muehsam aufwaerts gezogen werden. Dort
ist ein Aussichtsthurm errichtet, von dem aus, gegen Zahlung, man die
Natur bewundern kann. Meist ist man im Gedraenge, und die Musik aus einer
nahen Wirthschaft traegt dazu bei, die Stimmung zu erhoehen.
III.
Beim Aufstieg zum "_Observatoire_" schneidet man einen Kanal, der Cannes,
Golfe Jouan und Antibes mit Wasser versorgt. Er fuehrt das naemliche Wasser,
das die Roemer einst in Forum Julii tranken. Sie hatten oberhalb Grasse
eine Quelle der Siagne gefasst und fuehrten das Wasser nach Frejus in einem
gedeckten Aquaeduct, der auf seinem Wege einen 50 Meter langen Tunnel, den
Tunnel von Roquetaillado, zu durchsetzen hatte. Der moderne Wasserkanal,
der in der Richtung von Cannes laeuft, steht der roemischen Wasserleitung
entschieden nach, denn er ist unbedeckt und vor Verunreinigungen somit
nicht geschuetzt. Man kann von La Maure aus diesem Kanal in nordwestlicher
Richtung meilenweit folgen. Ein Fussweg fuehrt an demselben entlang. Er
steigt ganz unmerklich auf, so dass man fast eben zu gehen meint. In weiten
Bogenlinien zieht er sich laengs der Berge hin und bietet wechselvolle
Ausblicke auf Cannes und das Esterel. Alsbald befindet man sich ueber Le
Cannet, einem Dorfe, das noerdlich von Cannes, drei Kilometer entfernt vom
Meere liegt und durch nahe Huegel ganz besonders gut gegen Winde geschuetzt
wird. Man schaut da auf grosse Hotels hinab, denn Le Cannet ist Station fuer
solche Kranke, die nicht am Meere weilen sollen, weil ihnen die Seebrise
angeblich Schaden bringt. Noch weiter gen Norden kroent Mougins einen 260
Meter hohen, isolirten Huegel; ein malerischer Ort, dessen compacte
Haeusermasse nur von spaerlichen Fenstern nach aussen durchbrochen wird.
Dorthin sollen sich einst die Oxybier zurueckgezogen haben, als die Roemer
die Kueste besetzten. Nur eine halbe Stunde Weges trennt Mougins von dem
Thurme von Castellaras, de
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